Was mich im Yoga (be)hindert – Eine Übersicht

Yoga-BlumeDie Hindernisse (antarayah) nach Patanjali im Yoga kann man in der Übersicht so darstellen:

Yog. Begriff
antarayah
Gruppe Hindernis
vyadhi physisch Krankheit, Leiden
styana Trägheit, Stumpfsinn, Mangel an Interesse
samsaya mental lähmender Zweifel
pramada Achtlosigkeit, Nachlässigkeit, Hast
alasya Resignation, Faulheit
avirati Ablenkung, Genusssucht, sinnliche Ablenkung
bhranti-darshana intellektuell irrige Anschauungen pflegen, Unwissenheit, Selbstüberschätzung
alabdha-bhumikatva spirituell Unfähigkeit einen neuen Schritt zu tun, mangelhafte Ausdauer
anavasthitatvani Unbeständigkeit, Wankelmut

Für mich sind solche formalen Übersichten wichtig, weil sie mir einen besseren Zugang zu den Dingen gewähren. Allerdings sind solche Übersichten auch gefährlich. Sie scheinen die Sicherheit zu geben, dass die Dinge einfach zu erfassen wären. Sie sind es nicht.

stacheldrahtHinter jedem dieser Begriffe stehen ganze Prozesse , die mich unter Umständen ein Leben lang begleiten. Krankheit (vyadhi) ist ein Thema, dass mich als chronisch kranken Menschen ein Leben lang begleiten wird. Das ist nichts besonderes, weil jeder Mensch irgendwelche Einschränkungen mit sich herum trägt oder im Laufe seines Lebens in der einen oder anderen Form erfahren wird. Krankheit (vyadhi) eignet sich aber hervorragend als Modell dafür klar zu machen, dass wir alle in diesen Hindernissen unterschiedliche Schwerpunkte haben werden. Wir sind nicht alle „gleich krank“. Dem muss jede Yogapraxis gerecht werden. Es wäre fatal, wenn jemand mit argen Rückenproblemen die selben Körperübungen (asana) machen würde, wie derjenige der körperlich völlig gesund sehr anspruchsvolle Verrenkungen praktiziert. Wenn das auf der vergleichsweise robusten körperlichen Ebene gilt, um wie viel wichtiger ist es dann der individuelle Blick wenn es um die sehr viel fragileren Geschehen in unserem spirituellen Leben geht?

Weil die Hindernisse (antarayah) für jeden individuell sind, kann es auch keine pauschale Antwort geben, wie wir damit umgehen können. Weil es aber Hindernisse auf dem Yogaweg – dem Weg unserer persönlichen Entwicklung – sind, können wir sie auch nicht auf sich beruhen lassen.

kugelJedes yogische Handeln beginnt damit, sich darüber klar zu werden, was IST . Und darum beginnt der persönliche Weg im Umgang mit den Hindernissen damit, sich darüber klar zu werden, was die persönlichen Hindernisse sind . Und hier wird die Auflistung ganz praktisch. Denn sie kann mir ein Gerüst bieten, mit dem ich mich und mein Leben betrachten kann.

  • Wo liegen meine persönlichen Hindernisse?
  • Was belastet mich am meisten?
  • Kann ich meine Hindernisse in eine Reihenfolge bringen?

Man wird dabei kleine Dinge finden, die sich vielleicht schnell abstellen lassen, darum die Reihenfolge. Andere sind schwieriger und vielleicht sogar Lebensaufgabe. Aber das Erkennen der Schwierigkeiten ist die Voraussetzung dafür, sie überwinden zu können. Dafür sollte diese Serie Anregungen bringen.

Die Lösung liegt also nicht darin feste Konzepte oder Lebensrezepte anzubieten. Sondern darin sich mit den Dingen zu beschäftigen. Liebevoll, ruhig, ohne Hast aber zielstrebig. Yogisch eben.

lilieDie Yogasutren selber geben die Antwort in folgender Form: „Um diese Hindernisse zu beseitigen, soll man die Konzentration auf die Einheit üben. Die Verwirklichung von Liebe, Mitleid, Heiterkeit und Gleichmut in bezug auf Freude und Leid, Gutes und Böses führt zur Abgeklärtheit des Geistes(nach der Übersetzung des Kommtars von Deshpande von Bettina Bäumer, Patanjali I, 32-33).

Das ist dann wieder ein Stoff, mit dem sich dieses Blog ständig beschäftigt.

fotos: Karin Schumann; r. b., Sylwia Schreck / pixelio.de

Übersicht über alle Beiträge zu den Hindernissen im Yoga:

  1. 1. Krankheit
  2. 2. Trägheit
  3. 3. lähmender Zweifel
  4. 4. die mentalen Hindernisse
  5. 5. Hindernisse des Intellekts
  6. 6. spirituelle Hindernisse
  7. 7. Übersicht

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4 replies on “Was mich im Yoga (be)hindert – Eine Übersicht”

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  3. Hi Claudia,

    es ist mir schier unmöglich, direkt von einem Tag am Monitor auf “Yogastunde” umzuschalten! Dann bin ich voller Widerstände, mich auf die “grobe körperliche Ebene” einzulassen, in der alles so viel sperriger und mühsamer ist als im Virtuellen, wo ein paar Mausklicks so viel bewirken, ohne jede spürbare Anstrengung.

    Es ist die Hauptaufgabe in einer „Yogastunde“ die Teilnehmer „einzusammeln“ und auf den Yoga vorzubereiten. Das ist richtig spannend. Spülen habe ich allerdings nicht im Programm 🙂 Die Leute kommen ganz oft von der Arbeit in die Stunden … vielleicht sollte ich eine Spüle für den Yoga-Raum beantragen????

    Das man auch in einer akuten Krankheitsphase Yoga praktizieren kann, ist klar. Man sollte es sogar 😉

    Angestrebt wird allerdings tatsächlich Heilung. Aus der nachvollziehbaren Erkenntnis heraus, dass geistige Entwicklung leichter ist, wenn der Körper nicht zwickt und zwackt. Yoga ist eben recht praktisch 🙂

  4. Eine schöne Zusammenschau! Bezüglich Krankheit sagte mein Lehrer immer, das sei kein Grund, kein Yoga zu üben, selbst im Bett könne man noch manche Übung machen und wenn auch das nicht gehe, sollten wir es in der Vorstellung tun. Letzteres ist von der Hirnforschung bestätigt worden, in vieler Hinsicht hat eine VORSTELLUNG ähnliche Wirkungen wie die Übung selbst.

    Fakt ist, dass ich nur sporadisch Yoga übe, seit ich nicht mehr regelmäßig in eine Stunde gehe (suche derzeit neuen Anschluss). Jedes Mal, wenn ich mich tatsächlich aufraffe, fühle ich mich hinterher wunderbar und frage mich, warum ich wohl so schwer rein komme!

    Was ich festgestellt habe: es ist mir schier unmöglich, direkt von einem Tag am Monitor auf „Yogastunde“ umzuschalten! Dann bin ich voller Widerstände, mich auf die „grobe körperliche Ebene“ einzulassen, in der alles so viel sperriger und mühsamer ist als im Virtuellen, wo ein paar Mausklicks so viel bewirken, ohne jede spürbare Anstrengung.

    Ich brauche da eine Transfer-Zeit, in der ich im Haushalt rumwusele, was putze, spüle und so – dann geht es auf einmal locker!

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