Was mich im Yoga (be)hindert – die spirituellen Hindernisse
In der Serie über die Hindernisse (antarayah) im Yoga ist dies der sechste Beitrag.
Im Bemühen darum, ein System hinter den Hindernissen zu finden, kann man die hier betrachteten antarayah als die spirituellen Hindernisse bezeichnen. Immer im Bewusstsein, dass man im Yoga nicht so klar zwischen Körper und Geist unterscheidet, wie wir das in unserer Denkweise gewohnt sind. Die yogischen Hindernisse um die es geht, sind einmal alabdha-bhumikatva, was man als die Unfähigkeit einen neuen Schritt zu tun, als mangelnde Ausdauer bei den begonnenen Dingen oder als nicht erreichten festen Halt (im Yoga) umschreiben kann.
Wenn man mit Begriffen wie alabdha-bhumikatva konfrontiert wird, dann werden wohl die meisten von uns gedanklich erst einmal abschalten. Die Begriffe wollen so recht nicht in den Kopf, vom Aussprechen einmal ganz zu schweigen. Trotzdem stecken hinter diesen Begriffen Erfahrungen, die wir, wenn wir unser Leben betrachten, wohl alle mehr oder weniger intensiv kennen werden.
Wer steht nicht schon einmal vor einem Problem oder eine Aufgabe, wo alles klar zu sein scheint? Den entscheidenden Schritt der zur Lösung führt, wagt man dann aber nicht. Im Leben gibt es oft Pläne, die man vielleicht im Kopf hat und die schon den kompletten Weg beinhalten. Es fehlt ein entscheidender Punkt, ein Anruf der zu tätigen ist, ein klärendes Gespräch, der aus einem selbst herauskommende Anstoß. Es ist die Angst vor der eigene Courage, eine Enttäuschung über sich selbst, die sich einstellt. Wir scheinen die Basis nicht mehr zu haben, von der aus wir agieren können. Der nächte Schritt wird nicht gemacht. Da ist alabdha-bhumikatva.
Das zweite spirituelle Hindernis ist anavasthitatvani, die Unbeständigkeit oder Wankelmut. Das bedeutet, dass man einen erreichten Entwicklungsstand nicht hält. Desikachar („Yoga, Tradition und Erfahrung“, S. 206) beschreibt das so: „Wir mögen an einen Punkt gekommen sein, den wir noch nie erreicht hatten, aber uns fehlt die Kraft, dort zu bleiben: Wir verlieren Erreichtes wieder, wir fallen zurück.“ Das ist also anavasthitatvani.
Desikachar schreibt weiter: „In keinem Stadium unseres Weges [Yogaweg, Weg unserer persönlichen Entwicklung] also sollten wir denken, wir seien Meister geworden. Wir sollten wissen, dass das Gefühl, ein bißchen besser zu sein als gestern, genau so existiert wie die Hoffnung, dass wir in Zukunft noch ein bißchen besser sein können. Dieses Gefühl wird so lange bestehen bleiben, bis wir einen Punkt erreicht haben, wo es weder ein Besser, noch ein Schlechter gibt.“
Übersicht über alle Beiträge zu den Hindernissen im Yoga:
- 1. Krankheit
- 2. Trägheit
- 3. lähmender Zweifel
- 4. die mentalen Hindernisse
- 5. Hindernisse des Intellekts
- 6. spirituelle Hindernisse
- 7. Übersicht
foto: Stihl024, S. Hofschlaeger / pixelio.de
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