Prasada Yoga

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Prasada – Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und ist wie viele Begriffe aus den Grundlagentexten des Yoga sehr vielschichtig.

Vor allem die deutschsprachige Yoga-Wiki und auch Vedabase haben für prasada unter anderem folgende Bedeutungen zusammengestellt:
Klarheit, Reinheit, Ungetrübtheit;
Klarheit der Rede oder des Stils;
natürliche Ruhe, Unaufgeregtheit;
Heiterkeit des Gemüts, gute Laune;
freundliches Benehmen, Gunst, Gnade;
Hilfe, Beistand, Vermittlung;
Gnade oder Segen Gottes

Andere Bedeutungen beschäftigen sich damit, das darunter (als Prasad auf Hindi) Nahrung verstanden wird, die zuerst dem Göttlichen als Opfergabe dargebracht werden und dadurch gesegnet sind, oder es ist eine Speise, von der ein Guru oder Heiliger gekostet hat. Der Aspekt ist durchaus interessant, hat aber für die Idee hinter Prasada Yoga nur untergeordnete Bedeutung.

Prasada ist der Begriff, der alles umfasst, was für mich im Yoga wichtig ist. Von Ruhe, Klarheit bist zum Segen Gottes umfasst Prasada Yoga alle positiven Aspekte der Yogapraxis überhaupt. Inklusive einiger spezieller Dinge, die ich in jeder Yogapraxis besonders wichtig finde. Oft wird Yoga einfach nur sehr ernst praktiziert. Meditative Grundgestimmtheit scheint nicht zu einem Lachen zu passen. Heiterkeit, Freundlichkeit sind Aspekte im Yoga, die einfach viel zu oft vernachlässigt werden. Spaß haben scheint gelegentlich nicht zur Yogapraxis zu passen. Mit dieser Annahme räumt Prasada Yoga auf. Lachen, sich freuen, die Dinge auch einmal leicht sehen, gehören zum Yoga. Das macht Yoga nicht weniger ernsthaft, wenn es um die Praxis und den eigentlichen Yogaweg geht, aber sehr viel attraktiver.

Wenn man untersucht, wo der Begriff prasada in den Grundlagentexten des Yoga benutzt wird, dann findet er sich in den Yoga Sutra des Patanjali an zwei Stellen.

Sutra I.33
maitri-karuna-mudita-upekshanam sukha-duhkha-punya-apunya-vishayanam
bhavanatash citta-prasadanam
Das Bewusstsein wird ruhig, wenn wir eine innere Haltung kultivieren, die sich dem Glück anderer freundlich zugewandt zeigt und von Mitgefühl für leidende Wesen geprägt ist, eine Haltung, die ehrliche Freude über Gutes zum Ausdruck bringt und von Gelassenheit gegenüber dem Negativen zeugt. So überträgt Skuban* den Text. Desikachar** gibt folgende Übersetzung: Wenn es uns gelingt, ein liebevolles Gefühl den Menschen gegenüber zu hegen, die glücklicher sind als wir, Mitgefühl mit denjenigen zu haben, die unglücklich sind, uns zusammen mit denen freuen, die etwas Wertvolles tun, und uns nicht durch Irrtümer anderer Menschen aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, wird in unserem Geist Ruhe einkehren.

Es sind nach dieser Sutra also ganz positive Gefühle die letztlich in citta-prasadanam münden, die Ruhe des Geistes. Und sie stellt auch klar, dass diese Gefühle von uns selber ausgehen müssen. Prasada fällt einem soweit zu, wie wir es zulassen. Daran arbeitet die Yogapraxis, auf jeder möglichen Ebene und beginnt damit ganz oft auf der Matte.

Sutra I.47
nirvicara-vaisharadye adhayatma-prasadah
Skuban* übersetzt „wenn nirvicara samadhi vervollkommnet ist, beginnt das innere Licht zu leuchten“ und Desikachar** „in dem Maße wie das Verständnis von einem Gegenstand in der Meditation immer vollkommener wird, enthüllt sich einem Menschen sein wahres inneres Wesen„.

Ohne an dieser Stelle das Verständnis von Samadhi (= Sammlung, Versenkung, überbewusster Zustand, Erleuchtung …) in den Yogasutra näher zu beleuchten, steht hier Prasada in besonderer Beziehung zum eigenen Wesenskern, dem man sich durch die Praxis immer weiter annähert. Die Übertragungen gehen bei den verschiedenen Autoren weit auseinander, eben weil Prasada so vielgestaltig ist. Der englische Begriff „graciousness“ passt (bei aller Unschärfe umfasst das Gnade, Heiterkeit, Güte, Anmut usw.) besser, lässt sich aber eben im Deutschen nicht mit einem Wort erfassen. Was Skuban hier als „inneres Licht“ und Desikachar als „wahres inneres Wesen“ vergleichsweise sachlich fassen, klingt in einigen Kommentaren zu den Yoga Sutra sehr viel blumiger. So schreibt Deshpande***: „… Es [das Sutra] besagt, dass ein Geist, der von jeder Denkbewegung frei ist, aus sich selbst eine Erfahrung gewinnt, eine neue Fähigkeit, in diesem regungslosen Zustand ohne jede Anstrengung zu verharren. Das führt zu einer Abgeklärtheit, zu einer Haltung der Güte, der Begnadung [graciousness, s.o.], die allem offen ist, innen und außen, mit einer schwerelosen, abgeklärten und schönen Anmut. Sie will nichts für sich. Sie findet in dieser Abgeklärtheit das Pulsieren des Lebens selber, das sie vorher nie erfahren hat. …“

Prasada Yoga ist keine Wiedererfindung von Yoga und bringt nichts Neues, aber setzt den Fokus auf Klarheit, Reinheit, Ruhe, Freundlichkeit und will auch in der Praxis Spaß machen.

Und zuletzt. In der Bhagavad Gita findet sich im 2. Kapitel (II.65) prasade sarvaduhkanam hanir asyopajayate.  Was man als „in solchem Frieden / Ruhe verschwindet alles Leiden“ übersetzen kann.

 

* Skuban, Ralph: Patanjalis Yogasutra. Der Königsweg zu einem weisen Leben. – Arakana, München (2011).
** Desikachar, T.K.V.: Über Freiheit und Meditation. Das Yoga Sutra des Patanjali. Eine Einführung. – Verlag Via Nova (2. Aufl. 2003).
*** Bäumer, Bettina (Hrsg.): Patanjali. Die Wurzeln des Yoga. Die klassischen Lehrsprüche es Patanjali mit einem Kommentar von P.Y. Deshpande. – O.W. Barth (10. Aufl. 2003).

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