Fortschritte im Yoga

Margarite im Gegenlicht

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Manchmal drängen sich Themen einfach auf 🙂 Bei mir ist es im Moment die Frage danach, wie ich erkenne, dass ich im Yoga Fortschritte mache. Die Frage bekomme ich z.B. in Kursen gestellt oder es wollen Menschen wissen, wie oft sie denn nun Yoga „machen“ müssen, bis sich etwas ändert. Aber auch ich selber frage mich manchmal wie es denn mit dem eigenen Fortschritt ist. Zum ersten Mal seit Beginn meiner eigenen regelmäßigen Yogapraxis habe ich im Moment Rückenschmerzen. Da frage ich mich ganz klar, warum mir das passiert. Ist es eine Folge einer eigenen (falschen Praxis)? Oder ist das einfach eine Folge meines schwachen Rückens, die jetzt zutage kommt, aber ohne Yoga sicher schlimmer zugeschlagen hätte?

Fragt man per Suchmaschine im Netz nach Fortschritten im Yoga, kommt viel Blödsinn zutage und alle Vorurteile über Yoga als Methode zur sanften Rückengymnastik lassen sich belegen. Und es scheint auch wichtig zu sein, wie oft man in der der Woche Yoga macht. Die Frage nach dem Wie und Was Fortschritte im Yoga sind, finde ich jedenfalls so nicht oder nur sehr schwer verständlich erklärt.

Eine Teilnehmerin in einem Meditationskurs erzählte diese Woche von einem unschönen Zusammentreffen mit einer Dame, von der sie weiß, dass sie seit vielen Jahren Zen praktiziert. Wie kann es sein, dass jemand mit jahrelanger Praxis komplett unbeherrscht und ungerecht aus der Rolle fällt? Passt so ein Verhalten zu einem spirtuell übenden Menschen? Nachdem die Teilnehmerin das gefragt hatte, haben wir eine komplette Meditationsstunde unter das Thema Veränderungen durch spirituelle Praxis gestellt.

Es gibt ganz offenbar mindestens zwei Ebenen, auf denen man der Frage nach Fortschritten im Yoga nachgehen kann. Die körperliche Ebene und die eher mentale, psyschisch/spirituelle Ebene.

Auf der körperlichen Ebene ändert sich in Yoga-Kursen oft etwas. Das kann ich immer wieder beobachten. Jede oder jeder Teilnehmer, der mindestens einige Wochen dabei bleibt, macht auch Fortschritte. Wird geschmeidiger, lernt mehr Balance zu bewahren, beginnt Asana zu beherrschen, die sie oder er vorher nicht konnte. Das ist schon mal jenseits von Zweifeln möglich. Auf der körperlichen Ebene bringt jede Form von regelmäßiger (und sinnvoller) körperlicher Praxis auch einen Fortschritt. Das ist völlig unbestreitbar.

Menschen die schon seit Jahren bei mir im Kurs sind, sind auch erkennbar „ruhiger“ geworden. Von mir nicht beurteilbar im normalen Leben, aber auf jedenfall in ihrer eigenen körperlichen Yogapraxis im Kurs.

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Nun ist die Frage, wie es mit den Fortschritten im Yoga ist, nicht neu. Schon die Yoga Sutras haben sich damit beschäftigt. Dabei ist der Terminus nicht Fortschritt, sondern eher die Veränderung oder der Wandel (parinama) der durch eine Praxis herbeigeführt wird (Sutras 3,9-13).
– Wandel durch Sammlung (nirodha parinama)
– Wandel durch tiefe Erkenntnis (samadhi parinama)
– Wandel durch vollkommene Versenkung (ekagrata parinama)

Ohne das hier als Blogartikel vertiefen zu wollen. Die Veränderungen/Fortschritte entstehen nicht durch bestimmte Übungsweisen oder Asanapraxis. Sondern durch Sammlung, Versenkung oder Erkenntnis. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass man so etwas in einer Praxisstunde erlebt. Aber der Prozess ist tiefgehender und weitreichender. Gemeint ist das, was von der Praxis auch wirklich ins Leben kommt und dann auch tatsächlich gelebt wird. Und in den gleichen Yoga Sutra (2,11) gibt es auch den Tipp, wie man von der Praxis ins Leben kommt: Durch Meditation überwindet man die Trübungen des Seins.

Also? Wie ist es jetzt mit dem Fortschritten, den ganz eigenen und persönlichen? Kann ich sie für mich persönlich fassen?

Auf körperlicher Ebene kann ich einen Teil Fortschritt erkennen. Ich bin sehr viel beweglicher geworden. habe gerade im letzten Jahr auch erheblich an Gewicht (15 kg) verloren und bin jetzt fast normalgewichtig. Klarer Fortschritt!

Auf der psychisch/mentalen Ebene ist das nicht so einfach zu beantworten. „Ich bin ruhiger geworden.“ Das wäre eine Aussage, die ich gerne machen möchte. Das entzieht sich aber oft meiner eigenen Wahrnehmung und würde ich eventuell auch gar nicht auf dem Blog erschöpfend beantworten wollen. Das ist mit meinen Lehrern zu besprechen.

Meditation im Freuen

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In der Meditationsgruppe haben wir eine ganz andere Antwort gefunden. Wir haben uns als im Übungsweg fortgeschritten angesehen, weil wir überhaupt in die Übungspraxis gehen. Ganz gleich, wo jeder von uns steht oder wie langer er oder sie Yoga praktiziert oder meditiert. Wir bleiben in der Praxis. Als ständige Herausforderung und Selbstreflexion, wo wir jetzt stehen.

Fortschritt im Yoga ist in der Praxis zu bleiben! Ohne Wenn und Aber.

Niemand kann sagen, wo das letztlich hinführt. Was der eigene Fortschritt / die eigene Erleuchtung ist, bleibt in der Zukunft. Oder – wenn man die Erleuchtung erlebt – ist sie nicht kommunizierbar, weil es tief eigenes Erleben ist.

Weitere Beiträge auf „Im Alltag leben“ zum Thema

* Schneller spiritueller Fortschritt?
* Ein Weg zur eigenen Spiritualität
* Schneller meditieren?
* Warnung für Sinnsuchende – nicht nur vor diesem Blog
* Mit Fragen umgehen

3 replies on “Fortschritte im Yoga”

  1. Ich mache erst seit 3 Jahren Yoga.. Die Übungen und Stellungen mache ich alle mit. Bin nur etwas vorsichtig bei den Bauchübungen. Und bei den Bauchlagen, schummle ich mal a bisserl mit meinem Ileostoma.
    Das Empfinden, das Wahrnehmen des Körpers ist viel intensiver geworden. Genauso wie die Achtsamkeit auf den Körper und auch in den Körper sowie die äußere Umgebung.. Man wird ausgeglichener und viel ruhiger… Wer mich vorher kannte, der sagt jetzt immer “ du bist so ruhig und ausgeglichen“. Ich könnte mich selten ruhig halten, stand immer irgendwie unter Strom

    Das ist dank Yoga alles weg, und eben auch meine Verwachsungsschmerzen am Bauch…

    Auch bin ich der Meinung, das man mit Yoga viele kleine Problemchen los werden kann

  2. Pingback:Zur Übungspraxis des Yogalehrers – der Anfängergeist | Im Alltag leben Blog

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