Schneller meditieren?
„Das Tempo wird mörderisch!“
„Welches Tempo?“
„Jedes!“
Die Geschwindigkeit in unserem Leben hat eine Dynamik entwickelt, der man sich kaum entziehen kann. Berufliche Anforderungen scheinen immer mehr zu wachsen. In der Freizeit, die auch nicht mehr wird, dafür immer geplanter ist, ist es auch nicht besser. Überall wird es mehr, wenn etwas gut sein soll, dann muss es wachsen.
Stetigkeit, beharrlich einen Weg über lange Zeit verfolgen, ruhiges Entwickeln scheinen Ideen aus der Vergangenheit zu sein. Und bei aller Schnelligkeit verlieren wir offensichtlich sogar unsere eigene Spontanität. Ich glaube die meisten von uns kennen den Effekt, wenn man mit mehreren Bekannten versucht einen Termin für eine beliebige Aktivität zu finden. Wir haben es gestern getestet und versucht einen Termin für ein gemeinsames Kochen zu finden. Sowas muß viele Wochen im Voraus geplant werden.
Im Print-Spiegel der aktuellen Woche (33/2007) war ein Artikel mit Namen „Plötzliche Stille“. Der Anreißer ist: „Die einst nüchterne evangelische Kirche entdeckt den Reiz der Spiritualität neu und vermarktet ihre Klöster – die Angebote locken auch gestresste Manager.“ Es ist gut, wenn Manager auch einmal in die Meditation gehen. Ganz ohne Zweifel. Und wenn wie in diesem Artikel erwähnt in einem industriellen Großbetrieb freitagmittag anderthalb Stunden meditiert werden kann, dann ist das auch als positiv zu bewerten.
Aber ich frage mich, ob nicht auch der kommerzielle „Spiritualitätsbetrieb“, sei es in den viele Tagungshäusern der Kirchen und weltanschaulichen oder religiösen Vereinigungen oder auch die kleinen Entspannungs-Anbietern in den Volkshochschulen und die Yogalehrer in den kleinen Yogaschulen der Vororte (zu denen ich auch gerechnet werden kann) nicht eine Erwartung fördern, die kaum haltbar ist. Wenn ich so gut wie täglich über Entspannungsthemen und Yoga blogge, reihe ich mich dann nicht ein in den Betrieb der vorgaugelt, Entspannung und Ruhe finden sei fix erreichbar? Quasi nebenher. Kurs buchen, bezahlen und entspannt sein?
Entspannung die in die tiefe Ruhe führt ist nicht mal eben machbar. So gut wie jeder Weg der sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt und jede Entspannungsmethode kennt meditative Elemente. Das Stillwerden des Geistes – ob bewußt oder unbewußt – ist offensichtlich unabdingbare Voraussetzung für innere Stabilität, innere Reife und persönliches Wachstum. Meditation hat ihr eigenes persönliches Tempo und lässt sich nicht beschleunigen. Schneller meditieren geht nicht.
Und das ist gut so.
fotos: jarts / photocase.de; Mar1n / sxc.hu; time2share / photocase.com
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Ina … klau bitte deine Geschäftsideen woanders 😉 Aber wir können gerne eine Franchising-Vertrag abschließen 🙂 (ich übe gerade mein Verhältnis zwischen Geschäftssinn und Spiritualität zu verbessern)
@ Gaba,
zu meinem „Spruch“ stehe ich nach wie vor. Auch ein Grund, warum ich meinen Beitrag mittlerweile für verunglückt halte.
Entspannung (als Technik) führt in die Ruhe (Meditation), Ruhe ist die Voraussetzung für inneres (spirituelles) Wachstum (Selbstfindung, innere Stabilität finden, Erleuchtung … alles immer als Prozess, nicht als Ergebnis betrachtet).
Wir denken – glaube ich jedenfalls – meist zu sehr erfolgsorientiert und glauben daran, dass eine bestimmte Handlung auch ein bestimmtes vorhersehbares Ergebnis zur Folge hat. Das stimmt in der persönlichen Entwicklung nur bedingt. Die Technik „Entspannung“ kann ich lernen, was daraus erwächst ist zwar nicht zufällig, aber durchaus nicht immer vorhersehbar.
Bitte sehe das nicht als letztes Wort. Nur:
„Das Stillwerden des Geistes ist unabdingbare Voraussetzung für innere Stabilität.“
ist mir ein wichtiger Aspekt. Fast so wichtig wie:
„Entspannung ist die Fähigkeit auch dann in die Ruhe zu kommen, wenn die äußeren Umstände dem eigentlich entgegenstehen“
🙂
Der Stoff ist fast unendlich und ich bin froh ihn mit Euch teilen zu können.
Viele Grüße
Bernd
Bitte nicht böse sein. Nicht ganz ernst gemeinter Beitrag. Diese Thema hat´s mir angetan. So könnte wohl bald inseriert werden?
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Lieber Bernd,
„Entspannung ist die Fähigkeit auch dann in die Ruhe zu kommen, wenn die äußeren Umstände dem eigentlich entgegenstehen“ hast Du selbst gesagt ;-).
Und genau dann, wenn die äußeren Umstände es nicht zulassen wollen, ist es mehr als hilfreich in wenigen Sekunden in einen tiefen Entspannungszustand eintauchen zu können.
Die Motive der Menschen zu meditieren sind ebenso unterschiedlich, wie die Menschen selbst.
Nur in einem unterscheiden wir uns nicht: Tiefe Entspannung ist für jeden hilfreich, gesund und angenehm und stärkt den „göttlichen Funken“ im Inneren.
Meine Meinung: Jeder wird den Weg finden, der ihm am besten hilft und nützt!
Schön, dass es so vielseitige und unterschiedliche Angebote (schnelle und langsame) gibt, aus denen der eigene Weg entstehen kann.
Alles Liebe und schönes Wochenende, Gaba
Hmm Frank, es stimmt, es gibt die schnelle Entspannung und sie ist auch Teil meiner Praxis. Alles eine Frage von Technik und Übung.
Der Beitrag beschäftigt sich von der Idee her damit, dass das alleine nicht reicht. Wie Du es formulierst muss man den Kontakt zur inneren Intelligenz herstellen, für mich ist es das Bild des inneren Lehrers. Es ist dieser Kontakt, diese innere Auseinandersetzung, die letztlich hilft von innen her zu wachsen. Das ist der entschleunigende Faktor der Meditation.
Der Beitrag ist darum nicht optimal weil er hier nicht gut unterscheidet. Um so besser, wenn nicht immer alles so glasklar ist 😉
@ Ina :-)))))))
„Leben sie schneller, dann sind sie eher fertig.“ Ich glaube, mir ist dieses Zitat beim „Verein zur Verzögerung der Zeit“ begegnet. Würde mich mal interessieren, von wem es ist. Werd jetzt schnell mal meditieren. ;-]
Hi Bernd,
Du kannst blitzschnell jeden Entspannungszustand erreichen – das ist mit einiger Übung machbar.
Deshalb habe ich dazu ja ein Ebook geschrieben, damit das mal mehr Leutchen lernen können.
Statt also 10 Minuten bis zum Theta-Zustand zu brauchen, braucht man halt 30 Sekunden. Die Wegezeit bis zur gewünschten Entspannungstiefe kann man also verkürzen.
Wenn man die Entspannungstiefe dann zur Meditation nutzt – also den Kontakt mit der inneren Intelligenz herstellt – warum sollte man diesen tiefen Wachstumsprozess beschleunigen wollen?
Ein Freund von mir hat mal gesagt:
Blitzmeditieren ist wie der Versuch, einen schönen mehrwöchigen Urlaub auf eine (hektische) Stunde zu verkürzen – es bringt Dir gar nichts.
🙂