Zur Übungspraxis des Yogalehrers – der Anfängergeist

Nicht nur manchmal ist es schwierig nachzuvollziehen wie das mit dem „Fortschritt“ im Yoga ist. Aber vielleicht wird ein Aspekt zu den Fortschritten deutlicher, wenn ich aus der Praxis des Yogalehrers erzähle 🙂

(c) Kiwinky / flickr.com

Heute hatte ich nämlich die Gelegenheit noch mal die eigene Praxis auf den Prüfstand zu stellen. Neben den eigenen Kursen und dem eigenen privaten Praktizieren gehe ich noch ein, oder zweimal in der Woche zu „anderen“ Yogastunden. Das hatte ich im Sommer begonnen, weil ich erst seit einer Operation im Februar überhaupt in der Lage bin, einer körperlich anspruchsvollen Yogastunde zu folgen. Und es macht mir auch riesen Spass (mehr oder weniger inkongnito – ich erzähle normalerweise nicht, dass ich selber unterrichte, mache aber auch kein Geheimnis daraus) das eine oder andere Kölner Yogazentrum zu besuchen. Oft bin ich im Openlotus nicht nur, weil das für mich günstig liegt, sondern weil ich mich dort gut aufgenommen fühle. Da ich aufgrund meines gelegentlich recht eng getakteten Kaleders nur die Stunden wahrnehmen kann, zu denen ich keine anderen Termine habe, verschlägt es mich regelmäßig in „Level 1“ Kurse – also zu den Anfängern?!

Das habe ich nie als Nachteil empfunden. Jede (gute) Yogastunde lebt nicht von dem körperlichen Schwierigkeitsgrad einer Übungen, sondern von der geistigen Intensität derselben. Ich finde im „Level 1“ immer noch genügend körperliche Herausforderung, auch wenn ich die Übungen im Prinzip und grundsätzlich beherrsche. Nur: Ich suche mir die Instrukoren/Lehrer, die mir mit guten „Alingments“ und Korrekturen da weiterhelfen, wo bei mir selber aufgrund der scheinbaren Banalität der Übungen die sinnvolle Aufmerksamkeit fehlt. Und das ist unglaublich hilfreich. Und ist der/die Lehrerin gut, hilft sie durch gute Alingments auch die scheinbar einfachen Asana sehr anspruchvoll machen. Oder besser: Wenn ich mich bemühe die „Standard-Asana“ immer wieder neu zu praktizieren bleiben sie auch für mich neu.

virabhadrasana (c) Sami Taipale / flickr.com

Es mag sein, dass ich virabhadrasana I schon einige hundert mal eingenommen habe. Aber nur selten schaut jemand dabei kritisch auf die/meine Haltung. Jede Korrektur, jeder Hinweis darauf, wie ich diese Haltung anders, neu oder einfach anatomisch sinnvoller einnehmen kann, ist mir hoch willkommen. Virabhadrasana I in der Yogastunde ist eben ein anderes Übungsfeld, wenn noch jemand mit drauf schaut. Das genieße ich!

Aber wie komme ich jetzt auf diese Gedanken? Die Instruktorin der heutigen Stunde hatte mich zur Seite genommen und darauf hingewiesen, dass so viele Anfänger da waren. Sie hatte Bedenken, ob auch ich auf „meine Kosten“ gekommen war. War ich. Ich hoffe nur, dass die Botschaft auch angekommen ist. Dankbarkeit für gute Korrekturen und Hinweise auf andere körperliche oder auch geistige Sichtweisen ist jedenfalls vorhanden.

Für mich sind die „Level 1“ Stunden zudem auch ein Übungsfeld um den Geist des Anfängers zu bewahren . In der Rezension der Meditationsanleitungen zu den MyMonk Meditationen könnte man vielleicht zum Schluss kommen, dass ich den nicht soooo wichtig nehmen würde. Aber da würde der Schein trügen. In der täglichen Praxis finde ich diesen Geist nämlich absolut wichtig.

Da ich weiß, dass wenigstens eine Kursteilnehmerin von mir hier mitliest :-): Damit ist jetzt geklärt, was ich mache, wenn ich nicht selber unterrichte

2 replies on “Zur Übungspraxis des Yogalehrers – der Anfängergeist”

  1. schöner Beitrag lieber Bernd, den Geist des Anfängers bewahren, halte ich immer noch für eine der wichtigsten Übungen. Danke fürs Erinnern.

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