Achtsamkeit – nicht Beurteilen

Alltags-BluemchenAchtsamkeit ist nicht nur ein Begriff dem man aus der buddhistischen Meditation kennt. Achtsamkeit wird immer mehr auch eine Übung, die von Medizinern und Therapeuten entdeckt und so zum Gegenstand medizinischer Forschung wird. Auch auf diesem Blog wird der Begriff immer wieder aufgegriffen.

In einer kleinen Reihe möchte ich einen kurzen Überblick über einige Grundpfeiler von Achtsamkeit geben und ich folge dabei recht frei Jon Kabat-Zinn.

Nicht Beurteilen

rose-mit-tropfenDer Inspirationstext, den ich heute morgen online gestellt habe, beinhaltet schon fast alles, was mit Nicht-Beurteilen in der Achtsamkeit gemeint ist.

Es geht darum in allem, was einem passiert, die Rolle eines neutralen Beobachters einzunehmen.

Normalerweise neigen wir alle dazu, die Dinge die uns passieren in gut, neutral oder schlecht einzuordnen. Die „schlechten“ Dinge versuchen wir zu vermeiden, die „guten“ zu verstärken. Das, was neutral ist, beachten wir nicht weiter. Die Einordnung passiert nach unserer Lebenserfahrung, unseren Einstellungen und unseren Vorurteilen. Wir hinterfragen darum gar nicht mehr ob unsere Einstellungen richtig sind und unser Urteil über die Dinge steht eigentlich schon fest, bevor wir uns damit beschäftigt haben.

china schubladenWenn wir uns um das Nicht-Beurteilen bemühen, dann bringt uns das von unseren gewohnten Einstellungen und unserem Schubladendenken weg. Wenn wir Achtsamkeit praktizieren, dann versuchen wir jedem Ding das uns passiert, jede innere Regung, die wir haben, mit der gleichen inneren Aufmerksamkeit zu begegnen.

In der Praxis heißt das, dass wir uns auch unserer Bewertungsprozesse klar werden. Denn auch wenn wir den Dingen mit Achtsamkeit begegnen, werden wir wohl kaum alles, was uns passiert völlig unreflektiert gut finden. Die Rolle des neutralen Beobachters einnehmen heißt nicht alles zu akzeptieren und quasi überall eine devote Haltung einzunehmen. Der achtsame Mensch ist nicht der stille Dulder, sondern kann auch der in seinen Entscheidungen gefestigte Macher sein.

Alltags-BluemchenDer Prozess des Bewertens selber wird wahrgenommen. Und wenn ich wahrnehme, wie ich etwas – möglichst frei von meinen eigenen Vorurteilen – beurteile, dann bin ich achtsam.

foto: creature / pixelio.de; qba-libre / aboutpixel.de
Alle Beiträge dieser Reihe:
Übersicht – 1 – Nicht-Beurteilen – 2 – Geduld – 3 – den Geist des Anfängers bewahren – 4 – Vertrauen – 5 – Nicht-Greifen – 6 – Akzeptanz – 7 – Loslassen

4 replies on “Achtsamkeit – nicht Beurteilen”

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  3. Danke Claudia für dein Lebenszeichen. Ganz eitel freue ich mich darüber, dass Du ein paar unausgesprochene Prinzipien dieses Projekts bemerkt hast. Tatsächlich ist hier die Schriftgröße und -bild nicht zufällig, auch wenn das „Theme“ des Blogs ein weit verbreites ist.

    Mit der Lanze, die Du für den meditativen Yoga brichst, hast Du bei mir auch offenen Türen eingerannt, denn es ist der Stil, den ich selber pflege und versuche weiter zu geben.

    Danke auch für die Einblicke in deine Netzaktivitäten. Jedenfalls mein Feed wird Dich von nun an begleiten 🙂

    Liebe Grüße

    Bernd

  4. Ein schöner, klarer Text – ebenso die Optik dieses Blogs. Achtsamkeit führt zum Verschwimmen und Verschwinden der Grenzen zwischen „innen“ und „außen“: denn wenn wir unsere Gefühle, Empfindungen und sogar Gedanken beobachten, ist das auf einmal in bestimmter Weise genauso „nicht ich“ wie der Regen oder das Auto da drüben.

    Das wiederum führt dazu, dass man ganz selbstverständlich die Bedürfnisse anderer Menschen wahrnimmt und mitfühlt – und (wenn keinen handfester Grund dagegen spricht) auch berücksichtigt. Zum Beispiel das Bedürfnis nach guter Lesbarkeit einer Website, nach genug Abstand zwischen den Zeilen und nach ausreichender Buchstabengröße…

    Ist das alles in Ordnung, bemerkt man es gar nicht, doch vermittelt so ein Blog dann eine ANGENEHME ERFAHRUNG – noch bevor man überhaupt in den Inhalt und ins Verstehen einsteigt.

    Wer es nicht schafft, einfach so Achtsamkeit zu üben, der kann mal einen meditativen Yoga ausprobieren (also kein „Power-Yoga“, kein Fitness-Center-Hoppla-di-Hopp etc.). Wie das ist und wie es wirkt, hab ich mal ein einem Artikel beschrieben:

    http://www.claudia-klinger.de/entspann.htm

    Lieben Gruß – Claudia

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