Matt nach Yoga – warum?

Eine Frage aus den Kommentaren:
Wenn jemand voller Freude seine Asanas macht und sich dann nach einer Yogastunde matt, schlapp fühlt, Muskelkater hat (direkt nach der Stunde) und allen anderen geht es bestens.
Wo ist da die Ursache oder der Fehler
?“

Alltags-Bluemchen

yogasitzDas lässt sich sicher nicht als Ferndiagnose klären. Einen Grund gibt es dafür sicher nicht, sondern vermutlich mehrere.
Nicht für jeden ist zudem ein Yogakurs mit Schwerpunkt asana das „Richtige“. Vielleicht braucht die Person jetzt gar keine asana-Praxis sondern etwas völlig anderes?

Das zu klären bedarf der persönliche Kenntnis der übenden Person oder auch eine Einzelstunde in der die persönlichen Bedürfnisse und Erfordernisse abgestimmt werden. Relativ oft kommen Übenden bei einem ganz bestimmten asana an ihre Grenzen. Praktiziert ihr einen allgemein körperlich fordernden Stil kann es sein, dass die übende Person körperlich besser an die Übungen herangeführt werden muss. Der „Muskelkater“ direkt nach der Stunde kann auf eine schlichte körperliche Überforderung hindeuten.

In einem eher meditativen Grundstil ohne große körperliche Anstrengung kann die Mattigkeit nach der Stunde andeuten, dass hier eine vorhandene allgemeine „Müdigkeit“ im Alltag nach so einer Stunden besonders fühlbar wird. Das könnte andeuten, dass diese Person körperlich mehr gefordert und am Grund für die allgemeine „Müdigkeit“ gearbeitet werden sollte.

blick-in-die-weiteGrundsätzlich gilt aber (obwohl die verschieden Schulen das unterschiedlich beurteilen mögen): Es gibt im Yoga – wenn die Stunde nach den Grundsätzen der inneren Gewaltlosigkeit (ahimsa) aufgebaut ist – keine „fehlerhafte“ Stunde. Nur für eine bestimmte Person, ein bestimmtes Ziel oder eine bestimmte Situation unpassende.

In der Yogatradition in der ich unterrichte beginnt jede Yogastunde mit der Abfrage, wie das Befinden nach der vorhergehenden Stunde war. Der Sinn ist herauszufinden, wie und ob die Teilnehmer von den Stunden profitieren und gibt Hinweise darauf, wie eine Übungseinheit an den laufenden Kurs angepasst werden muss. Deshalb gibt es im meditativen Yoga auch keine festgelegten Übungsreihen wie in einigen anderen Schulen. Yoga ist für jeden praktizierenden Menschen eine höchst individuelle Geschichte und die eigenen Praxis entwickelt sich sinnvollerweise aus dem Dialog zwischen Schüler und Lehrer (wie immer das in der Praxis aussehen mag). Die Hindernisse auf dem Yogaweg, die dabei erkennbar werden, bedürfen einer für jede Person eigenen Lösung.

fotos: Jürgen Reitböck / pixelio.de; Johannes Schwaderer / photocase.com

5 replies on “Matt nach Yoga – warum?”

  1. Hallo Janaki,

    Meditationen und Suggestionen waren nicht erfolgreich.

    Dafür ist vermutlich auch die Zeit zu kurz? Gerade Meditation ist nicht gerade – vor allem wenn die Übende die Methode selber noch nicht lange ausübt – eine schnelle Methode.

    Ferndiagnosen sind immer schwierig. Darum kann ich höchstens Ideen beisteuern, was man eventuell probieren könnte.

    Progressive Muskelentspannung hilft oft auch dann Entspannung zu erfahren, wenn der Übende ansonsten Probleme mit Entspannung hat.

    Der gute alte körperliche Workout kann hier auch gute Vorarbeit liefern.

    Atementspannung, nicht verwechseln mit pranayama, wo es immer um Energielenkung geht, verhilft auch oft zu ersten Entspannungserlebnissen, die man dann vertiefen kann.

    Hinführung zu bewussten Handlungen im Sinne von Achtsamkeitsübungen helfen mir selber oft, wenn ich ansonsten Probleme habe, in Entspannung zu kommen.

    Wie zugänglich ist die übende Person für spirituelle Übungen? Rezitierende Übungen wie Mantren oder Taizé-Gesänge eröffnen oft ganz neue Empfindungsräume, die man nutzen kann.

    Rhythmisierende Übungen wie Trommeln sind oft auch sehr hilfreich.

    Autogenes Training in der klassischen Grundstufe?

    Wenn man im Yoga bleiben möchte helfen schon mal Pendelübungen, die ausgleichen. Adaptionen der Regenbogenübungen von Christel Adolphi (unter diesem Namen bei Amazon auffindbar) benutze ich gerne. Man muss die Übungen an die individuellen körperlichen Voraussetzungen der Übenden anpassen, dann sind sie sehr spannend. Auch in allgemeinen Kursen, die etwas unruhiger sind.

    Nervösen Menschen kann man gelegentlich durch ein paar Hand-Mudras helfen etwas mehr Grundruhe in die Handlung zu bringen.

    Eine kleine „Auszeit“ in Form eines Retreats / Schweigeseminar / Fastenwoche oder was auch immer.

    Natürlich ist es nicht sinnvoll alle diese Dinge auf einmal auszuprobieren. Aber aus solchen Übungen (und was es noch sonst so gibt und was einem einfällt) kann man etwas entwickeln.

    Ob Dir das jetzt etwas hilft, vermag ich nicht zu sagen. Aber ich finde es immer wieder spannend, über welche Methodenvielfalt man es versuchen kann.

    Viele Grüße

    Bernd

  2. Janaki on

    Weitere Möglichkeiten: schwacher Stoffwechsel oder der Körper fängt an sich zu entgiften. Da meine betroffene Person Yoga auf garkeinen Fall aufgeben möchte, bleiben wir dran…

  3. Janaki on

    Hallo Bernd,ertappe mich dabei immer wieder auf deiner Seite vorbeizuschaun – gefällt mir
    Zu meinem matten Yogi: meine 1. Diagnose nach längerem Gespräch: leichte Workoholic- Tendenz demzufolge auch nicht in der Lage abzuschalten. Bin mir noch nicht sicher,ob ich sie zur Entspannung bringen kann. Meditationen und Suggestionen waren nicht erfolgreich.
    Sicher ist, Yoga passiert in einem Selber,manchmal ist der Weg noch etwas länger
    Vielleicht hast du einen Tip ? Janaki

  4. Bitte, Janaki.

    Wegen des „Muskelkaters“ war ich übrigens heute mittag etwas unsicher. Darum habe ich gerade noch mal einen Experten (Christoph Weigand vom Bandscheiben Blog) befragt und er war so freundlich mir noch mal zu bestätigen, dass es sich bei Problemen, die direkt nach der Bewegung auftauchen, nicht um den klassischen Muskelkater handelt.

    Was es jetzt genau die körperlichen Symptome macht, kann ich jetzt natürlich auch nicht sagen. Aber es ist immer ein Alarmzeichen, das „Stopp“ signalisiert.

    Nur zur Ergänzung und mit Dank an Christoph, der mir sein Ohr geliehen hat.

    Viele Grüße

    Bernd

  5. Janaki on

    Om Bernd, vielen Dank für die umfangreiche Antwort, so in etwa gingen auch meine Gedanken, Janaki

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