Über die schwerste Yogaübung

Heute war ein Tag im Haus der Stille, der gar nicht gut anfing. Irgendwie war ich an den dritten Tag erinnert, den ich auch auf Jugendfreizeiten kenne. Es geht alles schief, nichts funktioniert und alles ist irgendwie falsch.

So fing der Tag jedenfalls an. Dass Wetter war schlicht miese und kalt. Draußen Yoga zu machen war nicht möglich. Die Gruppe die hier ist hatte den Meditationsraum „blockiert“, als ich eigentlich auch in den Raum wollte. Meine Yogamatte war noch von gestern schmutzig, so dass ich sie nicht im eigenen Zimmer ausbreiten wollte. Und Asanapraxis auf der Schaffellmatte wollte ich nicht. Irgendwann habe ich dann ein Buch genommen und leicht miesepetrig und grummelig gelesen. Und je länger ich das gemacht habe, desto weniger Antrieb war da. Richtig – ein Tag in dem man sich selber völlig im Weg steht.

Erst am Nachmittag klarte das Wetter auf, aber da war ich schon so im Gebrummel, dass ich erst keine Lust auf Praxis hatte. Alle Ausreden waren schon da und geprüft. Nach drei Tagen Dauerpraxis müssen sich die Muskeln auch mal erholen. Ich bin hier um auch mal nichts zu tun … Erst als ich mit einem Kaffee in der Sonne saß, machte es Klick und ich war für die schwerste Yogaübung bereit. Ich habe die Matte ausgerollt!

Und es war, wie es zu erwarten war. Nach dem ersten Sonnengruß war die schlechte Laune, das mit sich Hadern und überhaupt die ganze Unlust wie weggeblasen. Auch dafür ist Yogapraxis gut! Das Mattenausrollasana (da gibt es meines Wissens keinen Sanskritnamen für) ist nicht nur das schwerste sondern auch das wirksamste Asana, dass ich kenne.

Seidem grüble ich darüber nach, was es wirklich ist, was einem von den Dingen abhält, die einem nach aller Erfahrung gut tun. Es ist ja nicht nur die Yogapraxis, wo mensch es erlebt. Es gibt viele Dinge von denen wir wissen, dass es uns guttäte, wenn wir sie nur machen würden. Mehr bewegen, weniger Essen, mal Alkohol weglassen … Ich bin sicher, dass da jeder so seine eigenen Erfahrungen hat.

Komisch. Bei der Meditation fällt es mir leichter, die Regelmäßigkeit einzuhalten. Und das obwohl mir im Moment das Sitzen sehr viel schwerer fällt als die Asanapraxis. Zuhause geht es mit der Praxis sogar fast leichter als hier. Da habe ich einen festen Zeitplan in dem Yoga mit eingeplant ist und mittlerweile auch ein Zimmer, dass zwar Gästezimmer heißt, aber ein Yogazimmer ist, in dem Gäste auch übernachten können. Der feste Ort wo auch keine Ablenkung ist und die Verabredung mit dem Kalender bringt mir da die nötige Stabilität. Das ist sogar schon so fest etabliert, dass die Familie nachfragt, ob ich denn schon meine Praxis gehabt hätte.

Wie auch immer. Meine Muskeln und auch mein Hirn brauchten keine Ruhe, sondern Bewegung. Drei Stunden Praxis am Stück unter freien Himmel. Mal ruhig, mal fordernder. In der Rückenlage mit Blick auf den Wolkenhimmel, im Stand über den Teich, an dem ich praktiziert habe. Praxis ohne auf die Uhr schauen zu müssen. Nur auf den Körper hören und Dinge probieren. In den Flow gehen, wenn es mir danach ist, unterbrechen und wirklich mal Asana üben. Heute habe ich vor allem an meinen Standbalancen gearbeitet. ardha chandrasana und virabhadrasana III waren die Schwerpunkte bei den Standübungen. Da komme ich im Moment schon ganz gut hin. Nur auf dem rechten Bein im Halbmond die Hüfte öffnen führt noch regelmäßig zu Instabilitäten. So langsam aber kommt eine gewisse Sicherheit in die Übungen und ich kann auch meine Konzentration von der reinen Ausführung weg nach innen führen.

Eigendlich möchte ich mehr Armbalancen lernen. bakasana klappt auch schon ganz brauchbar, auch in den gedrehten Variationen. Aber hier brauche ich noch deutlich mehr Kraft in den Armen. Drei Atemzüge … alles was danach kommt ist Gemurkse. Das ärgert mich im Moment und spornt mich auch an. Aber das macht den Weg auch spannend. Als ich mit den fordernden Übungen angefangen hatte, ging die Krähe z.B. noch überhaupt nicht, weil die Handgelenke sofort weh taten. D.h. ich habe Monate hinweg Stretchingübungen mit den Armen und Handgelenken gemacht. Der Weg hat sich schon gelohnt, die Handgelenke machen keine Probleme mehr. Jetzt muss die Kraft noch kommen.

Morgen arbeite ich wieder daran. Dann, wenn ich wieder mit der schwierigsten Yogaübung überhaupt beginne. Matte ausrollen …

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