Gibt es Antworten zu existentiellen Fragen?

Mein letzter Beitrag in diesem Blog hat zu mehreren Reaktionen geführt, aber leider wenig (bislang einem) Niederschlag in Kommentaren – was nach der langen Blogpause auch nicht anders zu erwarten ist. Als ich mir die Frage stellte, wie Gott etwas Schreckliches  zulassen kann, war ich gar nicht so sehr an einer Antwort interessiert, sondern mehr daran, wie ich selber mit der Frage umgehe. Der Artikel ist mehr ein Beitrag zu inneren Nabelschau. Zur Frage darüber, wie ich selber mit solchen Fragen umgehe. Er gehört zu meinem Fastenprogramm. 7 Wochen ohne – verstanden als eigene Reflexion.

Geborgenheit

Grace Winter / pixelio.de

Es geht mir weiterhin nicht darum bis ins Letzte zu ergründen, ob Gott Schuld hat. Auch nicht darum, ob überhaupt jemand „Schuld“ hat an einer Katastrophe wie in Japan. Wenn die Frage objektiv beantwortbar ist, dann ist es wohl eher eine kollektiv/gesellschaftliche Schuld, die sich nicht an einen Menschen oder gar an Gott festmachen lässt. Damit ist für mich im Moment der intellektuell fassbare Teil fertig. Aber befriedigt mich diese Antwort? Ist sie wirklich meine eigene? Was für Konsequenzen folgen daraus?

Mir geht es als Mensch darum wie ich mit der Frage als solche umgehe. Es geht mir zunächst gar nicht um die Lösung der Frage. Das überlasse ich gerne den Theologen, Philosophen oder den Erleuchteten. Das bin ich alles nicht. Mag sein, dass ich irgend wann einmal auf die Frage zurückkomme und eine philosophische Antwort suche.

Allerdings bin ich ein Mensch dem solche Fragen kommen. Und dann ist die Frage im Raum, wie ich damit umgehe.

Mein Gefühl ist, dass wenn ich zu dieser Frage eine Antwort „aus der Literatur“ bekomme oder meinetwegen ein Guru egal welcher Geistesrichtung sie für mich beantwortet, sie für mich unvollkommen beantwortet wird.

Tom von Yoga im täglichen Leben hat mir in seinem Kommentar eine Antwort gegeben, die ich einem Yogaschüler oder in geselliger Runde so oder so ähnlich auch gegeben hätte. Das ist sozusagen meine Antwort auf der alltäglichen Arbeitsebene. Aber ist es eine Antwort, die tiefer geht? Die in meinem tiefsten Inneren volle Zustimmung bekommt? Ok, wenn ich an einen liebenden Gott glaube, der mir das Zugeständnis des freien Willens gibt … da ist sie schon, die erste spontane Einschränkung und mein schon fast instinktives Abrücken von der vollen Bejahung der Antwort.

Fragezeichen - Ausrufezeichen

bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Und es geht mir in diesen Fragen immer so. Jede Antwort macht neue Fragen. Fragen, die wieder Antworten und dann noch mehr Fragen aufwerfen. Und je mehr ich mich mit diesen Fragen / Antworten beschäftige, desto mehr entferne ich mich von wirklichem Verstehen. Von der vollsten Zustimmung in Herz und Geist gleichzeitig, weil dieses Spiel nur meinen Intellekt beschäftigt hält.

Was muss aber passieren, dass ich zu einer echten Antwort komme? Die Frage zu stellen ist der erste Schritt.

Ich habe in den letzten Wochen Prechts „Wer bin ich -und wenn ja, wie viele?“ gelesen. Was ich dabei gelernt habe ist, dass wenn sich in dem Fall Philosophen mit den großen Themen der Menschen beschäftigen, es immer eine Antwort auf Zeit ist. Egal ob Kant, Rousseau, Schopenhauer, Nietzsche, Wittgenstein oder wer auch immer. Keiner hat jemals eine wirklich endgültige Antwort geben können. Jede Antwort war und ist immer eine Antwort auf Zeit. Die Frage ist Gott Schuld an Katastrophen ist aber keine Frage, deren Antwort eine Halbwertzeit hat. Die Antwort – wenn sie denn eine Befriedigung geben soll – muss endgültig sein.

In der Ruhe ist die Kraft

Gerd Altmann / pixelio.de

Darum finde ich die wirkliche Antwort nicht in der intellektuellen Beantwortung, sondern z.B. indem ich mich mit dem Mantra „meine Hilfe kommt vom Herrn“ zurückziehe. Die wirkliche Antwort ist nur in der spirituellen oder – wenn man so will – in der mystischen Erfahrung zu finden. Und sie ist individuell. Der zweite Schritt ist also der, sich selbst der Frage zu stellen. In der Meditation und spirituellen Praxis. Ich kann nicht sagen, wie die Antwort sein wird. Aber sie wird zumindest für mich die echte Antwort sein.

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