Wie man es vermeidet Selbsthilfe-Junkie zu werden
Die Tage hat René etwas interessantes geblogged .
Es geht darum, dass einige (viele?) Menschen, die sich für ihre persönliche Entwicklung interessieren, dazu neigen, es beim Lesen zu lassen. Das geht bis zu einer Art Sucht.
BeiSteve Pavlina habe ich dann neben dem sehr treffenden Namen Selbsthilfe Junkie auch eine sehr treffende Beschreibung gefunden:
Have you ever met a self-help junkie? A self-help junkie is someone who reads self-help books voraciously, attends seminars as much as his/her budget will allow, and is fluent in self-help lingo; however, when you look at this person’s life objectively, s/he has very little to show for this investment beyond a well-stocked bookshelf and a collection of motivational posters.
Selbsthilfe-Junkies sind also Menschen, die sich informieren soweit es nur geht und es die finanziellen und sonstigen Kapazitäten hergeben. Aber außer einem mehr oder weniger beeindruckenden Bücherregal und Materialsammlung zum Thema bleibt nicht viel.
Wenn man länger in der Szene lebt, sowohl in der Gesundheitsselbsthilfe– als auch die Selbstfindungsszene , dann kennt man die Erscheinung. Und ich müßte lügen, wenn ich völlig frei von solchen Dingen wäre. Jedenfalls ist meine Sammlung von Hatha-Yoga Büchern deutlich länger als es mein Zeitaufwand für Körperübungen des Yoga zu rechtfertigen scheint.
Der Selbsthilfe-Junkie entwickelt deutliche Merkmale für eine Sucht. Der Süchtige vermeidet es sich echten Problemen des Lebens zu stellen und flüchtet etwa in Alkohol oder Rauschmittel. Sich beim Lesen von Meditationsanleitungen und Büchern zur Lebenshilfe gut zu fühlen und es dabei zu belassen, kann auch zur Sucht werden.
Es geht also darum dem Objekt des Interesses einen Platz im realen Leben zu geben. Nicht beim Lesen stecken zu bleiben, sondern damit zu beginnen das Gelesene für sich selber umzusetzen.
Henrik Edberg von The Positivity Blog hat Lösungen. Sogar jede Menge. Gelenkte Meditationen, EFT (Emotional Freedom Technique ) und andere, personenbezogene Lösungen, die ich nicht bewerten kann, da ich mich nicht damit beschäftigt habe. Auch nicht werde. Das eingeblendete Jubelvideo ist schwer abschreckend. Da kommt mir zu oft einfach vor. Da sind mir die einheimischen Mentalonkels zur Lebenshilfe schon ausreichend 😉 Jede Kultur muß da eigene Wege finden.
Also: Die Erscheinung ist bekannt, wenn mir auch der Name dafür noch nicht geläufig war.
Und die Lösung? In meinen Augen jedenfalls nicht so einfach. Die Politik der kleinen aber konsequenten Schritte (na klar: „Im Alltag leben“ 😉 ) scheint mir noch am meisten Sinn zu machen.
Wie bei meinen Körperübungen des Yoga. Es immer wieder neu versuchen. Sie tun mir gut. Wenn ich Körperpraxis mache, geht es mir mental und auch körperlich besser. Aber ich muß mich jedes Mal, fast täglich, neu überwinden.
Es lohnt!
fotos: martinsombrero / photocase.de; pixelmax / pixelio.de
p.s.:
Sogar ein eigenes Blog gibt es schon zu Thema Selbsthilfe-Junkie: http://selfhelpjunkies.blogspot.com/
Hallo, sehr schöner Beitrag rund um ein Thema, das ich zum Teil aus eigener Erfahrung kenne. Die Frage ist: Wann ist genug eigentlich genug? In diesem Fall lesen / informieren. Und wann kommt es ins TUN?
Viele Grüße
Michael
Pingback:“Im Alltag leben” - Blog » Blog Archive » Gewohnheit im Alltag - ein Gastbeitrag von Karsten Wollbrück
Infos zu EFT habe ich oben verlinkt.
Wenn Du (m)eine Meinung dazu hören willst? Es gibt viele geschützte Methoden, die sehr einfach zu sein scheinen und vor allem für alles zwischen Weltschmerz, körperliche Krankheit und eingewachsene Fußnägel eine Lösung haben. Grantiert und schmerzfrei!
Es gibt Fälle in denen solche Methoden helfen. In den meisten anderen schaden sie hoffentlich nicht.
Je einfacher sich solche Methoden anhören und je marktschreierisch sie sich anbieten, desto geringer ist meist ihr Nutzen.
’n guter Krimi ist auch im Sinne des Entspannungsbloggers ’ne gute Entscheidung.
Nach dem Besuch von mehreren hunderte Selbsthilfemeetings kann ich Dir nur zustimmen. Habe sehr ähnliche Erfahrungen mit anderen, aber auch mit mir selbst gemacht. In den letzten zwei Jahren wuchs der Inhalt in meinem Bücherregal erheblich an, allerdings nur mit entsprechender Literatur.
Und dann schreibst Du mir nun etwas von EFT etc.? Hilfe, Gib mir mehr Stoff!
Wie wäre es denn mal mit einem einfachen, ordinären Krimi?
😉
Pingback:ver-rueckt » Blog Archiv » Gänseblümchen
Schöner Beitrag. „Selbsthilfe-Junkie“ ist auch ein hübsches Wort für dieses tragisch-komische Phänomen.
Viele Grüße,
Nik