Gewohnheit im Alltag – ein Gastbeitrag von Karsten Wollbrück

AlkoholikerforumKarten Wollbrück ist Webmaster von forum-alkoholiker.de und betrachtet den Alltag mit der Sicht auf Suchtverhalten.

Alltags-Bluemchen

Viele Menschen fragen sich nach dem Sinn des Lebens. Sie scheinen ihr Leben so eingerichtet zu haben, dass jeder Tag den anderen gleicht.
sucht-schreiRückblickend kommt oft die Frage auf: „War das alles?“
Für jeden Menschen ist es wichtig, sich den täglichen Lebensbereich so zu gestalten, dass er Abends sehen kann, es war ein schöner Tag.
Wenn alles im Leben zur Gewohnheit geworden ist, gibt es keine Abwechslung.
Ein wichtiges Kriterium ist das Setzen von eigenen Zielen und Höhepunkten. Wird die eigene Energie maßvoll auf dieses Ziel ausgerichtet, jeden Tag ein kleiner Schritt zum Erreichen dieses Zieles getan, gewinnt das eigene Leben an Zufriedenheit.

Maßvoll ist ein Zeichen dafür, dass dieses Ziel nicht das eigene Leben bestimmt, sondern als etwas Wertvolles angesehen wird, dass man sich erarbeit und in kleinen Schritten erreicht.
Ein Suchtpotential entsteht immer dann, wenn man etwas Extremes macht und alles andere vernachlässigt. Das neue Ziel darf nicht das Leben bestimmen, sondern ein Teil des eigenen Lebens werden. Ist das Ziel vom Zeitrahmen her zu lang, kann man es in kleinere Abschnitte aufteilen, was die Zufriedenheit und Motivation steigert.

Die Unterbrechung der bisherigen Lebensgewohnheiten wird dann immer als Lebensbereicherung angesehen und stärkt das Selbstbewusstsein, weil man neue Dinge lernt und aus dieser Motivation Kraft schöpft und das eigene Selbstbewusstsein stärkt.
Ein süchtiges Verhalten ist sehr schnell erreicht. Hat das Bewusstsein diesen Aspekt erst erkannt, kann jeder alltägliche Handlung zur Sucht werden. Extremes Verhalten ist ungesund.
Tritt neben der psychischen Sucht noch eine physische Sucht ein, kann es neben der geistigen Abhängigkeit auch zu körperlichen Erkrankungen führen.

Eine gute Hilfe zum Gleichgewicht des täglichen Lebens ist die Ausgewogenheit von Körper und Geist.

Danke Karsten Karsten.

Ich habe Karstens Beitrag gerne angenommen. Nicht alleine weil mir im Moment etwas die nötige Zeit zu tieferen thematischen Blogeinträgen fehlt, sondern weil auch spirituell suchende Menschen sehr anfällig für Suchtverhalten sind. Auch die oft übersteigerte Identifikation mit bestimmten Gurus oder Heilslehren kann man in diese Kategorie einordnen. Zum anderen findet der wirklich entspannte Mensch aber zu einer inneren Freiheit, die es gestattet „über den Süchten“ zu stehen.

Jede Form von Abhängigkeit und Sucht – und nicht nur die eher körperlichen Süchte wie der starke Alkoholismus – zählt zudem zu den Hindernissen (nicht nur) im Yoga . Letztlich also den Steinen im Weg, aus denen man etwas sinnvolles bauen lernen sollte.

foto: kredo / photocase.de

One reply on “Gewohnheit im Alltag – ein Gastbeitrag von Karsten Wollbrück”

  1. Suchtverhalten hat m.E. nicht grundsätzlich etwas mit dem exzessiven Verfolgen von Zielen zu tun! Das ist im Gegenteil eine seltenere Form. Bei stofflichen Süchten ist es der Stoff selbst, von dem man irgendwann abhängig wird, nicht das Ziel, dass ich durch die Einnahme verfolge bzw. zu unterstützen meine. Gerade DAS ist eine wichtige Erkenntnis auf dem Weg in die Freiheit, z.B. vom Alkohol.

    Ansonsten: Ich verfolge lange schon keine Ziele mehr, die über Alltagsziele hinaus gehen (=genug Geld zum Leben verdienen, Projekte entwickeln etc.). Und seitdem das so ist, bin ich sehr viel glücklicher als früher. Denn alles Wohlgefühl oder Unglück ist nur hier und jetzt zu spüren, nicht irgendwann, wenn Ziele erreicht oder verfehlt wurden. (Erfolg ist immer nur einen kurzen Moment lang erfüllend, dann ist der neue Status „ganz normal“).

    Missfällt mir also die Gegenwart (weil z.B. lange nichts Neues passierte und mich Gewohntes plötzlich langweilt), dann mache ich eben was Anderes, was Neues und Abenteuerliches. Unterlasse ich das, steigt die Langeweile und damit auch der Druck, die Trägheit zu überwinden und mich in Bewegung zu versetzen. Planen muss ich da nichts, es genügt, die eigenen Gefühle ernst zu nehmen.

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