Die wahre Entdeckung – Fortsetzung in die Achtsamkeit hinein
Der Spruch von Marcel Proust, den ich heute morgen gefunden hatte, geht mir den ganzen Tag nach. „Die wahre Entdeckung besteht nicht darin, Neuland zu finden, sondern die Dinge mit neuen Augen zu sehen.“ Es ist die Achtsamkeit für das Leben, die geschärft wird, wenn man sich in die Rolle des Entdeckers begibt und sich bemüht das Leben zu entdecken.
Es war mir immer schon ein Thema, dass die Dinge erst in unserem Kopf spannend werden und es tut gut, wenn man solche Dinge auch bestätigt findet. Via Horst Klier bin ich auf einen Artikel in „Die Zeit“ gestoßen. Ein Interview mit dem Wiener Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher, „Das Auto macht uns total verrückt „.
ZEIT: Man nimmt andere Dinge wahr, wenn man nach Indien in Urlaub fährt statt nach Bayern.
Knoflacher: Es kommt nicht darauf an, wohin Sie fahren, sondern was Sie dort entdecken. Auf einem ausgetretenen Touristenpfad in Indien erleben Sie auch nicht mehr als in Bayern. Ganz im Gegenteil können Sie mit Wachsamkeit und Neugier in Bayern Dinge entdecken, die Sie in Indien nicht finden. Geschwindigkeiten, die unsere evolutionär gewachsenen Möglichkeiten überschreiten, übersteigen auch unsere Wahrnehmung. Wir sind den Distanzen, deren Bewältigung wir technisch ermöglicht haben, geistig nicht gewachsen.
Jetzt ist es nicht alleine das nette Schulterklopfen wenn man seine Meinung bestärkt fühlt, das mich bewegt auf diesen Artikel hinzuweisen. Mir ist klar geworden, wie sehr wir die Dinge im Leben eben nicht mehr hinterfragen. Hier geht es um das Auto, dass nach Knoflacher einen unglaublichen Einfluss hat. „Das Auto ist wie ein Virus, das sich im Gehirn festsetzt und Verhaltenskodex, Wertesystem und Wahrnehmung total umkehrt.“
Ich denke wir haben noch viele Baustellen in denen wir nicht wirklich klar sehen und noch viele Entdeckungen in unserem Leben, die gemacht werden müssen. Jede Übung der Achtsamkeit ist erst einmal völlig frei von Bewertungen. Die Dinge sehen wie sie sind, wie im Yoga gefordert, fragt nicht nach richtig oder falsch. Aber wenn wir sie sehen wie sie sind, dann können sie nicht mehr Virus werden. Wir können darauf reagieren.
Und dann werden die Dinge spannend.
Es kann aber auch Aufgabe sein. Je mehr man sieht, desto schwieriger wird es. Da heißt es bewusst auswählen. Die Welt komplett verbessern und nebenbei für sich selbst die Erleuchtung erlangen, ist gerade im Licht der Achtsamkeit gesehen ein etwas zu hoch gestecktes Ziel.
Claudia hat es die Tage auf einen Punkt gebracht:
Ich […] erlebe mich als Wahrnehmung verschiedenster Eindrücke, die alsbald den Impuls zur Resonanz spüren lassen: Eindruck wird Ausdruck, Welt wird “ich selbst” …
Das Thema geht im Moment um. Siehe auch Gabas Projekt „Die Welt ein Stück besser gestalten„. Eignet sich aber auch als Lebensaufgabe.
fotos: Friedrich Frühling, Gerd Altmann / pixelio.de