Wunschlos glücklich?
Wie war es denn mit dem Wunschzettel? War er voll?
Damit meine ich jetzt nicht einen geistigen oder spirituellen Wunschzettel, sondern den ganz praktischen. Den, wo die materiellen Wünsche drauf stehen. Und – um das gleich klar zu stellen, des geht nicht um den puren Luxus um des Luxus oder des Konsum Willen. Es geht auch nicht um das Besitzen von Statussymbolen. Das ist nicht gemeint, sondern es geht um „zweckdienliche“ Dinge im ursprünglichen Sinn des Wortes.
Schon als Kind habe ich nicht verstanden, wenn ich etwa die Oma fragte: „Was wünschst Du dir zum Geburtstag oder Weihnachten?“ und die Antwort bekam: „Ich habe keine Wünsche.“ Ohne groß zu überlegen fallen mir persönlich immer viele Wünsche ein. Bücher, kleine und auch größere Helfer im Alltag wie z.B. ein Navigationssystem; Pflanzen, die ich gerne einmal selber im Garten pflegen würde …
Die Liste ist fast endlos und generiert sich ständig neu. Ist teilweise ein Spiegel meiner Aktivitäten aber immer ein Ergebnis von Interesse für etwas bestimmtes.
Unterschwellig unterstelle ich also Menschen die „wunschlos“ sind, Interessenlosigkeit!
Ob es stimmt?
Zu einem bestimmten Teil sicher. Wenn ich mich für ein beliebiges Gebiet interessiere ruft das in aller Regel auch Bedürfnisse hervor. Bloggen kann ich nur mit einem Computer, schreiben ist einfacher mit einer guten Tastatur. Nicht nur beruflich bin ich viel in der Region Rhein/Ruhr unterwegs. Bisher ging es fantastisch mit Stadtatlanten … nur kann ich die ohne Lesebrille nicht mehr sinnvoll entziffern. Hier würde ein Navi Abhilfe bringen. Es gibt viele gute Gründe materielle Wünsche zu haben.
Oder ist das Urteil zu hart?
Was die Oma angeht, sicher. Möglicherweise ware ihre materiellen Wünsche für den Enkeln nicht mal ansatzweise zu erfüllen. Immerhin habe ich dann angemessen mit den üblichen „Enkel für Oma“- Bastelarbeiten zurück geschlagen 🙂
Wenn man ‚in dieser Welt‘ lebt, dann denke ich, ist es gut und richtig materielle Wünsche zu haben. Entscheidend ist dabei etwas anderes.
Wie gehe ich mit den Dingen um? Und – was passiert mit diesen materiellen Wünschen, wenn sie denn erfüllt werden. Werden sie zur Selbstverständlichkeit, oder kann ich mich über eine lange Zeit daran freuen? Bleibt das Interesse wach? Wenn ja, dann waren es sinnvoll erfüllte Wünsche, weil sie einen ‚Mehrwert‘ ins Leben gebracht haben.
Was ist mit Menschen, die wirklich keine materiellen Wünsche haben?
Hut ab. Es gibt nur eine Situation in der ich mir das vorstellen kann. Wenn ich mich für ein klares asketisches Leben entschieden habe, weltabgewandt und in weitgehend in Meditation verbleibend. Für das aktive, neugierige Leben mit seinen Anforderungen kann ich mir jedenfalls Wunschlosigkeit nicht vorstellen.
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Es gibt keine Menschen ohne materiellen Wünsche. Selbst in der abgeschiedensten Gegend, fernab jeglicher Zivilisation, wird sich manch einer ein Bett wünschen, Wärme, ein Haus.