„Leute, heute verinnerlichen wir alles“
… soll ein Dozent für Autogenes Training gesagt haben. So steht es jedenfalls in einer kleinen Sammlung von Sprüchen aus einem Seminar zum Thema, die sich gerade auf meiner Festplatte wiedergefunden hat.
Nun arbeitet das Autogene Training viel mit Autosuggestionen. Affirmationen sind wichtige Werkzeuge und Phantasiereisen bringen uns in Kontakt mit unserem inneren Lehrer oder lassen uns Erfahrungen machen (oder gemachte Erfahrungen verarbeiten). Es scheint also was dran zu sein an diesem Spruch?
In die Phantasiereisen des Autogenen Trainings nimmt man einen Zauberring oder einen Zauberstab mit. Irgend etwas, was einem hilft aus der Situation herauszugehen, wenn es unangenehm werden sollte. In meinen eigenen meditativen Übungen – wie die Übung zur Bewusstseinsblase von gestern – kommen immer Elemente vor, die mir helfen sollen meine eigene Identität nicht abzulegen. Auch in der Übung ist es immer wichtig zu erkennen, dass man in einer Übung ist.
Beim Erlernen von Entspannungsübungen macht man Erfahrungen, die tiefer gehen. Ein weiterer Spruch aus Entspannungsseminaren ist nämlich: „Man kann sich nicht über Wochen und Monate hinweg vor eine weiße Wand setzen und nur atmen, ohne sich selbst zu begegnen.“ Jede Form meditativer Übung über eine gewisse Zeit regelmäßig ausgeübt, bringt uns immer auch in Kontakt mit uns selbst.
Bluetime hat das gestern sehr schön zum Ausdruck gebracht. Dieses Erleben ist in den meisten Fällen beglückend und oft kann man die Faszination meditativer Übungen erst verstehen, wenn man selbst so ein Erlebnis hatte.
Viele Meditationslehrer warnen davor bestimmte Praktiken zu üben. Im Yoga wird von einer Gefahr gesprochen, wenn die Kraft der Kundalini zu heftig erweckt wird. Eventuell gefährlich werden Übungen aber nur, wenn man sich dabei völlig aufgibt.
Im Autogenen Training wird ein guter Anleiter dafür sorgen, dass man bei Problemen immer aus der Übung „aussteigen“ kann. Im meditativen Yoga wie ich ihn praktiziere, sorgt man immer dafür, dass man sich selbst bewusst ist und meidet Zustände, die von diesem Bewusstsein entfernen.
Entspannungsmethoden und Yoga führen zu einem bewussteren Leben, innen wie außen. Genau dass verhindert wirkungsvoll, dass man alles unterschiedslos verinnerlicht. Sich den Dingen bewusst zu sein bringt die Freiheit das anzunehmen und zu tun, was uns tatsächlich gut tut.
Wenn wir etwas verinnerlichen, dann nicht als unterscheidungsloser Müllschlucker der Welt 🙂
fotos: Thomas Max Müller / pixelio.de; andresr / stockxpert.de
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Bitte 🙂
Hallo Bernd,
danke für Deinen Beitrag!
Ja, sich den Dingen bewusst zu sein und dann zu wählen … auch bei mir grad ein aktuelles Thema 😉
Lieben Gruß, Ulrike