Spiritualität liest zwischen den Zeilen – über die Freiheit
Kürzlich las ich einen mich sehr ansprechenden Gedanken, der aus der Iona Community kommt:
Religion gibt die Zeilen vor. Spiritualität liest zwischen den Zeilen.
Vor einiger Zeit schrieb Christa in einem Beitrag über eine gewisse Beliebigkeit im Zusammenbauen – sagen wir mal neutral – des eigenen Weltbildes. Schön formuliert:
Man nehme ein bisschen Jesus, ein bisschen Buddha, mische etwas Yoga, ThaiChi unter und würze das ganze mit einer Prise WU-WEI. Einmal kräftig schütteln und schon hat man seine eigene Religion
Christa nennt es dann auch Patchwork-Religion.
Ganz so einfach ist es nicht. Selbst wenn man nach diesem Muster vorgeht, ist Unstetigkeit vorprogrammiert. Will man weiterkommen muss man nicht nur eine Entscheidung über den Weg treffen, sondern man muss ihn auch tatsächlich gehen. D. h. Patchwork-Religionen / Weltbilder führen nicht zum Ziel, da hier oft genug die Entscheidung für einen Weg fehlt.
Für den Bereich des Yogas habe ich das schon einmal betrachtet (Wahrheiten über Yoga?) und bin immer noch der Überzeugung, das es nicht die Wahrheit gibt. Weder im Yoga, noch in Religionen oder Weltanschauungen. Jedenfalls erlebe ich Gemeinschaften, die vorgeben die Wahrheit gefunden zu haben als dogmatisch, kleinkariert und in aller Regel menschenverachtend. Im Kleinen werden Menschen in Schuld verstrickt und im Großen Religionskriege entfacht.
Aber ohne eine Richtung, die Wegentscheidung, geht es eben auch nicht. Es sind die Zeilen, die vorgegeben sind. Die notwendige Sicherheit auf deren Grundlage man überhaupt etwas entscheiden kann. Es kann durchaus sein, dass sich der eigene Weg als Sackgasse erweist. Dann muss man eben neue Entscheidungen treffen.
Je mehr ich über Leben lerne, desto mehr mache ich die Erfahrung, dass man eine klare Richtung und feste Wurzeln benötigt. Das ist immer so. Im Umgang mit anderen Menschen, mit dem Beruf, in Beziehungen, im Glauben und natürlich auch in der eigenen Beziehung zu mir selber. Der ganze Komplex des „inneren Lebens“, um das es ja letztlich in diesem Blog hier geht, benötigt das.
Es geht nicht darum einen ganz bestimmten Weg zu gehen, auch nicht einer ganz bestimmte Religion zu folgen. Und es geht auch nicht darum jeweils individuelle Patchwork-Religionen zu kreieren. Es geht um die Entscheidung für einen Weg. Aber jeder Weg muss gegangen werden. Will man weiterkommen, muss man sich für einen Weg entscheiden. Dieser Weg gibt die Zeilen vor. Es ist fast egal, ob es sich um eine Religion oder eine Weltanschauung handelt. Sie muss für mich passen, ehrlich sein und Bestand haben .
Die Wege / die Zeilen im Leben, liefern die Stabilität die nötig ist, zwischen den Zeilen lesen zu können.
fotos: Christos Georghiou / fotolia.com, BirgitH / pixelio.de
🙂 Christa … die Geschichte werde ich nachträglich nicht ändern. Deine Anmerkung steht ja auch drunter … allerdings ist auch ein dicker Stamm wirklich nicht zu verachten 😉
Guten Rutsch! Bernd
Danke Bernd für das „Gänseblümchen“. 😉 Das ist schon witzig, wenn da plötzlich Bezug auf einen alten Beitrag genommen wird, der bereits in Vergessenheit geraten war. Ich fand’s richtig spannend, was ich damals Markus auf seine Anfrage geantwortet habe. 🙂
Du zitierst einen Satz aus meinem Antwortschreiben. Ich würde gerne das Zitat um ein paar Sätze erweitern, damit deine Leser auch sehen, dass ich ganz deiner Ansicht bin:
Zitat Christa: „Ich denke, jeder religiöse Weg führt – wird er bewusst gegangen – zu einer tiefen Erfahrung und bietet ein tragfähiges Fundament. Wir können uns gegenseitig über Erfahrungen austauschen,im Dialog von einander lernen und uns zu verstehen versuchen. Die große Gefahr sehe ich aber, genau wie du, im miteinander vermischen, weil damit die Verbindlichkeit und ein Stück weit auch das eigene Profil verloren geht.“
Wer überall sucht ist letztendlich nirgends zu Hause. Du schreibst noch: „Je mehr ich über das Leben lerne, desto mehr mache ich die Erfahrung, dass man eine klare Richtung und feste Wurzeln benötigt“. Ja, es sind die Wurzeln, die uns tragen.
Vielleicht magst du ja irgendwann mal diese Erkenntnis in eine deiner älteren Geschichten einarbeiten – genauer gesagt diese:
http://blog.imalltagleben.de/janis-lernt-flexibilitaet-kombiniert-mit-rueckrad-zu-schaetzen/2006/12/15/
Jetzt wünsche ich dir einen guten Rutsch,viel Glück, Erfolg und Freude – und vor allem Gesundheit im neuen Jahr.
Christa Schwemlein