Mit fünf Asana zum Weltfrieden

Fünf

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Fünf Asana reichen für den Weltfrieden. Oder für die Erleuchtung. Und wenn das nicht, dann möglicherweise für tiefe Entspannung. Möglicherweise lösen sie auch Beziehungsprobleme. Aber ganz bestimmt sind sie gut für den Körper. Vielleicht sogar bei Haarausfall.

Das musste jetzt mal raus. Ich bin derzeit etwas angenervt von der grassierenden Listenlösungsseuche. 12 Dinge, die mich glücklich machen sollen. 5 Empfehlungen für ein gutes Leben. 8 Dinge für Dies und 17 für Das. Mit 108 Mantras zur Seligkeit. Mein Feed steckt voll von diesen Listen. Und wenn es keine Listen sind, dann die ultimativen Tipps wie ich großzügig werde, Online-Seminare erfolgreich bestehe oder Standfestigkeit in der Beziehung oder beim Sex erhalte.

Ich will nicht mehr!

Ich will nicht mehr diese Abhaklisten, die mir suggerieren, dass alles so einfach wäre.

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Heute morgen habe ich mich in den Genuss einer angeleiteten Stunde begeben. Purer Luxus, ich weiß. Aber anstrengend und die fünf Asanas, die den Weltfrieden bringen werden, waren bestimmt auch dabei. Ich habe es gemerkt, denn die Ansage bei einer der vielen körperlichen Verwicklungen heute morgen war z.B. „und jetzt auch das Gesicht entspannen“. Ich hab’s versemmelt. Wenn heute der Weltfrieden nicht kommt, dann bin ich ganz alleine der Schuldige. Denn mein Gesicht entspannte sich nicht. Ganz im Gegenteil, denn ich war gerade dabei die Instruktorin auf den Mond zu wünschen, mich selber ganz normal an den Schreibtisch um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, statt mir hier auf der Matte wieder den Beweis zu liefern, dass mein Körper doch nicht so elastisch wie gewünscht ist.

Was hat das jetzt mit meiner momentanen Lösungslistenallergie zu tun?

Alles. Denn wenn man sich auf den Weg macht denselbigen für den Weltfrieden überhaupt frei zu machen, dann ist das ein langer Weg. Er beginnt immer zuerst bei sich selber (ok … das wird kein Lösungslistenproduzent bestreiten). Wenn man Yoga praktiziert beginnt der Weg zu sich selber ganz oft auf der Matte. Entweder in der körperlichen Praxis oder vielleicht auch in der Meditation. Nie auf dem Papier und erst recht nicht in Form einer Liste.

So doof das klingt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ein bisschen Weltfrieden mehr dadurch entstehen kann, wenn mein Körper elastisch und gesund ist. (Nicht nur) Dafür sind die Verschraubungen auf der Matte gut. Das ist eine von den 5 oder 6 oder auch 10.000 Voraussetzungen auf der Lösungsliste, die mich überhaupt instand setzt etwas für den Weltfrieden zu tun.

Liebe Listenschreiber. Ich kann die Sehnsucht danach ein Problem oder einen Sachverhalt griffig zu machen – darum packt man es ja in Listen – durchaus verstehen und nachvollziehen. Auch ich muss solche Krücken nutzen um etwas besser zu begreifen. Wenn es mir im Moment zu viel ist, dann liegt das an mir. Und wenn ich mich darüber künstlich aufrege, dann zu dem Zweck mir – und vielleicht noch dem einen oder anderen Leser – bewusst zu machen, dass das Heil nicht im abzuhakenden Heilslistengebäude liegt, sondern nur entstehen kann, wenn ich kontinuierlich an meinen eigenen Punkten bleibe.

Die Welt und ich
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Der Weg zu einer persönlichen oder auch gesellschaftlichen Verbesserung lässt sich nicht in Listen packen, sondern ist ein langer, manchmal beschwerlicher und frustrierender aber gelegentlich auch freud- und lustvoller Weg. Für diesen Weg suche ich Begleitung und Inspiration wenn ich mich in Büchern oder im Netz, aber auch in Kirche oder Yogastudios umsehe. Ich versuche das, was mir auf diesem Weg begegnet zu nutzen. Den einen oder anderen Gedanken oder Übung greife ich auf. Nehme sie in mein eigenes Übungs- und Lebensprogramm auf und versuche damit oder daran zu wachsen. Dafür meinen Dank an alle – auch die mit den Listen … ich lese sie ja doch 😉

… und bin mir bewusst, dass alles etwas komplexer als vorgespiegelt ist.

Meine Yogainstruktorin habe ich heute übrigens auch gedanklich wieder vom Mond geholt. Das eigene Hadern mit mir auf der Matte war irgendwann vorüber und das mit dem Entspannen des Gesichtes war doch irgendwann mal möglich. Vielleicht reicht das ja noch für den Weltfrieden, jedenfalls ein bisschen. Fünf Asanas waren es auf jeden Fall …

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