Yogaunterricht – die Grenzen und Möglichkeiten
In den letzten Tagen hatte ich eine interessante Diskussion. Wo sind die Grenzen von Yoga und Yogaunterricht? Was kann so eine Praxis überhaupt leisten?
Gerne würde ich an dieser Stelle schreiben: Es gibt keine Grenzen. Alles kann man mit Yogaunterricht erreichen. Das ist aber nicht der Fall!
Wie schon öfter auf diesem Blog angemerkt. Die von mir gerne zitierten Yoga-Sutren des Patanjali (I, 2) sagen: Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen (citta-vritti-nirodha).
Ohne jetzt den yogaphilosophischen Grundlagen dieses Sutra nachzuspüren bleibt festzuhalten, dass es ein klares Ziel gibt, Ruhe. Was immer diese Ruhe im Einzelnen ist. Tatsächlich ist sie im Yoga mehr als nur schlichte Abwesenheit von Lärm und vermutlich für jeden Menschen auch eine andere Qualität. Wie auch immer – wir halten fest, das Ziel ist Ruhe !
Yoga ist alles, was zu diesem Ziel, Ruhe, führt. Der Weg dahin, die Übungen und die Praxis, nennen wir auch Yoga. Somit ist Yoga Ziel und Weg zugleich.
Soweit die Theorie extrem verkürzt. Es ist aber notwendig zu verstehen wohin die Reise gehen soll, wenn man wissen will wo die Grenzen liegen.
Die Methode verspricht also Ruhe.
Im Moment habe ich einen neuen Kurs ausgeschrieben und hatte heute die Möglichkeit mit verschiedenen Interessenten zu sprechen – mit hoch interessanten Ergebnissen. Das, was diese Menschen suchen ist völlig verschieden. Körperliche Probleme und Stress (als hohe Anforderungen im Leben) waren die Haupttriebfedern sich als Interessent für den Kurs zu melden. Kann ein Yogakurs das leisten? Also so unterschiedlichen Anforderungen genügen?
Die Antwort ist ein klares „Jein“.
Dabei ist der Unsicherheitsfaktor nicht Yoga als Methode. Yoga wird seit mindestens 2.500 Jahren geübt. Man sollte annehmen, dass diese Zeit reicht Lösungen für die meisten menschlichen Probleme zu finden. Tatsächlich, davon bin ich überzeugt, finden sich die Lösungen schon in den klassischen Schriften des Yoga.
Das Problem liegt darin, dass jeder, der Yoga praktiziert oder gar lehrt seinen eigenen Platz im Yoga finden muss. Für den stressgeplagten Teilnehmer werden sich sicher Übungen finden lassen, die helfen ihn zu entlasten. Damit löst sich der Stress aber nicht in Luft auf. Die Dinge, die Stress verursachen, bleiben ja weiterhin bestehen. Die Arbeitsstelle, das persönliche Umfeld, all das kann Yoga nicht beeinflussen?
Doch, in gewissem Sinne schon. Denn Yoga kann die innere Haltung zu den Dingen verändern. Damit kann sich auch der Umgang mit den Dingen von außen neu gestalten.
Ob Yoga(unterricht) letztlich gelingt hängt von vielen Dingen ab. Davon wie tief man sich auf den Yogaweg einläßt und ob man die Anleitung bekommt, die man benötigt. Wenn beides in der richtigen Weise zusammen kommen, dann gibt es nur wenige Grenzen aber viele Möglichkeiten.
Und Yoga macht, gut geübt, einfach richtig Freude und Spass!
Nur eines ist Yoga nie. Eine Pille, die einmal eingenommen, ein Problem löst. Es ist immer ein Weg, den man beginnt zu gehen.
foto: designritter / poetisch.de; Nadinka / Fotolia.com
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Richtig es gibt nur wenige Grenzen im Yogaunterricht, aber ein davon ist die Sicherheit des Übenden.
Einige Übungen, die eigentlich nur für sehr Fortgeschrittenen geeignet sind, wie zum Beispiel der Pflug der Schulerstand und der Kopfstand, werden aber leider häufig schon mit Anfängern geübt und dann steckt in diesen Übungen ein riesen Potential die Wirbelsäule und andere Beriche des Körpers zu schädigen.
Leider greift auch in Deutschland die Mac Donalds Drive Through Mentalität auch im Yoga immer weiter um sich. Yogalehrer in einem vier Wochen Crash Kurs zu werden scheint mir ein schlechter Witz zu sein, weil es in so einer kurzen Zeit schlichtweg unmöglich ist sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.
Immer wieder erscheinen in meiner Yogaschule Menschen die vorher bei solchen schlecht und eilig ausgebildeten Yogalehrern einen Kurs besucht haben und anschließend zum Arzt mußten um sich den Rücken wieder einrenken zu lassen oder ähnliches.
Ich finde sowas schadet dem Yoga immens von den Teilnehmenden Menschen ganz zu schweigen.
Wird aber verantwotlich gelehrt, das heißt alle Kontra Indikationen berücksichtigt und auf sauberes, Rücken schonendes Üben geachtet gibt es keine anderen Grenzen beim Yogaunterricht.
Jeder Mensch kann dann vom Yogaunterricht profitieren und selbst sehr betagte oder weniger sportliche Menschen können daran Freude finden.
Wo der Ehrgeiz endet beginnt die Freude am Yoga.
Liebe Grüße
Lars
Danke für den Hinweis auf die Freiheit. Für mich ein ganz wichtiger Aspekt 🙂 Liebe Grüße, Bernd
Ruhe / Samahdi mag das höchste Ziel sein, doch finde ich, dass der Weg dahin schon derart viel bringt, dass es auch ohne dieses Erreichen lohnt, ihn zu gehen!
Der verspannte Stress-Mensch erlebt ganz unmittelbar binnen weniger Monate große Verbesserungen – WENN er es denn fertig bringt, regelmäßig zu üben.
Wer seine Beweglichkeit und Flexibilität durch ein Sitzleben eingebüßt hat, kann durch Yoga binnen kurzer Zeit „ein neuer Mensch“ werden! Das hab ich selber erlebt: bevor ich mit Yoga anfing, war ich in Krankengymnastik und litt unter den schlichtesten Bewegungsübungen wie ein Schwein! In meiner ersten Yoga-Stunde (klassische Asanas, gut angeleitet) dachte ich: um Himmels Willen, wie soll ich das durchstehen?? In der Übung „Taube“ und auch in der „Kobra“ dachte ich, ich pack es nicht.. tags drauf hatte ich krassen Muskelkater!!
Nach 3 Monaten rutschte ich auf einer Bananenschale aus und mein Körper fing den Sturz eigendynamisch ab, ich erreichte den Boden nicht! Und war total perplex, denn „vor Yoga“ wär ich gefallen wie ein nasser Sack!!! Ich war quasi „runderneuert“, meine falsche/umgekehrte Bauchatmung hatte sich normalisiert – und bald merkte ich auch, dass mein Atem deutlich länger geworden war als der Atem desjenigen, neben dem ich schlief…
Seit ein paar Jahren übe ich nicht mehr regelmäßig (sondern spontan), habe keinen „Schulkontakt“, dennoch ist mein ganzes Lebensgefühl immer noch vom Yoga her verändert – und wenn ich übe, fühlt es sich an „wie immer“, manchmal geradezu ekstatisch, so freut sich der Körper, die Übungen wieder zu erleben.
Geistig strebe ich nur selten nach Ruhe, doch gibt es etwas anderes, das mich fasziniert und das „über Yoga“ zu mir gekommen ist: das Lenken der eigenen Aufmerksamkeit. Das gibt eine ungeheure Freiheit – z.B. die, zu entscheiden, ob man sich nun über etwas aufregen will oder nicht. Das konzentrierte Beobachten der körperlichen und psychischen Vorgänge in den Asanas bringt einen automatisch dahin!
Das Wichtigste für Einsteiger: Beharrlichkeit! Nicht so viel drüber lesen, lieber einmal mehr üben.
Lieben Gruß
Claudia