Heil und Heilung (Nachwehen eines Tatortes)

HeilungsbluemchenDie Erfahrung von chronischer Krankheit und speziell Morbus Crohn gehört bei mir schon lange dazu und treibt und motiviert mich ganz positiv in einem großen Teil meines Lebens. Es war sogar die Erfahrung von Krankheit und die Suche nach Heilung die mich wieder zur Beschäftigung mit Entspannung, Atem, dann später Yoga und Meditation gebracht hat. Der Weg war lang und die Zielgerade ist lange noch nicht erreicht. Heilsein liegt jedenfalls noch vor mir, Heilung passiert mir fast jeden Tag aufs Neue.  Das Thema insgesamt ist aber aktuell und Morbus Crohn ist im Moment in aller Munde, weil am Wochenende ein Tatort mit dem Titel „Edel sei der Mensch und gesund“ in der ARD lief. Im Moment kann man sich die Sendung noch hier ansehen. Morbus Crohn als Beispiel für eine Autoimmunerkrankung liefert mit eine Bühne für die Handlung.

Die Beschäftigung mit dem Thema ist im Netz offenbar sehr breit. Claudia Klinger beschäftigt sich z.B. mit unserem kranken Gesundheitswesen (sehr lesenswert!, auch die Diskussion) genau so wie es Thema in den Betroffenenforen von Morbus Crohn wie das der DCCV ist. Die Herangehensweise in diese Diskussion ist wie nicht anderes zu erwarten sehr unterschiedlich, aber es fällt auf, wie stark der Themenkreis die Menschen bewegt.

Gänseblümchen

foto: birgitH / pixelio.de

Auch bei mir schlägt das Thema voll auf. Aber weniger auf der gesundheitspolitischen oder der medizinisch-persönlichen Ebene. Auf dieser Ebene setze ich mich im Rahmen der DCCV-Arbeit mit dem Thema auseinander. Das ist wichtig, aber nicht Thema dieses Blogs. Das Thema hier ist eher die Frage, wie man Heilung erreichen kann.

Vor einigen Wochen habe ich einer Frau mit einem eher schwierigen – physisch wie psychisch – Gesundheitsverlauf den Tipp gegeben, es doch einmal mit der Klinik für Naturheilkunde und Integrativer Medizin in Essen zu versuchen. Sie hat sich „eingelassen“ und ist tatsächlich dort hin gegangen. Ganze zwei Tage war sie dort und hat die Klinik dann wieder verlassen. Die Gründe sind sicher vielschichtig, aber was mir aus einem langen Gespräch danach haften geblieben ist vor allem, dass sich nicht jede Methode für jeden Menschen eignet.
Als ich den Tipp mit der Klinik gab, war ich froh, noch einen „Joker“ in der Tasche zu haben. Mir war klar, dass ich dieser Frau in der Sache nichts Neues mehr zu sagen hatte. Nur in der Bewältigung ihrer Krankheit steckt sie fest. Sie wollte klar von mir wissen, wie ich denn meine gute heutige gesundheitliche Situation erreicht hatte. Das, was dort in der Klinik gemacht wird, ist in vielen Dingen genau dass, was ich selber praktiziere. Dort wird Entspannung, Ernährung, Bewegung zu einem Paket geschnürt und Ordnungstherapie bzw. Mind/Body Medicine genannt und man versucht dieses Paket den Patienten strukturiert zu vermitteln. Ich konnte und wollte mich nicht weiter bemühen ihr diesen Ansatz weiter zu erklären, wenn sie das in der Klinik unter Ärzten und Therapeuten direkt erlernen kann.

Ginkoblatt

foto: Grace Winter / pixelio.de

Da liegt das eigentliche Problem. Man muss diese Methoden erlernen und sie ist verbunden mit Veränderungen im eigenen Leben. Das kostet Zeit und Engagement. Man geht nicht in eine Klinik für Naturheilkunde, bekommt eine Pille und ist heil. Heilung ist immer ein Prozess, ein Weg. Und oft beseitigt dieser Weg nicht einmal die Krankheit. Für diese Frau war genau diese Vorstellung eine Zumutung! Sie war davon ausgegangen, dass der Besuch so einer Klinik sofort dazu führt, dass alles getan wird, dass ihr Problem beseitigt wird. Dass sie selber die zentrale Rolle beim „heil werden“ übernehmen muss, war das Aus für dieses Experiment. Heilung ist dem Leben vertrauen habe ich vor Jahren nach Jeanne Achterberg hier geblogged. Für die Betroffene ist diese Erkenntnis noch meilenweit entfernt. Aber zu ihrer Ehrenrettung: Vermutlich arbeitet jeder andere einschließlich meine eigene Person immer daran. Nur wenn der erste Schritt gegangen ist, erschließt sich der Rest. Nicht von alleine, aber der Prozess beginnt.

Der Tatort hat offenbar einige Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Viele nehmen die Medikamente, die im Film genannt werden. Das erzeugte bei vielen Ängsten, weil die gar nicht seltene zumindest zeitweise Kombination zweier genannter Medikamente keineswegs zum sicheren Tot führt wie dargestellt, sondern ganz im Gegenteil unter bestimmten Voraussetzungen lebensrettend ist. Jedenfalls habe ich in den letzten Tagen mehr Gespräche mit anderen Betroffenen geführt also sonst oft in einem Monat. Ängste zu nehmen ist dann die erste Aufgabe. Meist durch einfache Information.

Und wenn diese Angst weg ist, dann erlebe ich oft schon ein Stück Durchatmen. Dann beginnt so etwas wie Heilwerden. Ich erlebe, wie Last abgegeben wird. Den meisten Menschen reicht das schon. Wenn dann der eine oder andere fragt, was man noch machen kann, versuche ich den einen oder anderen mitzunehmen auf die Reise. Ermuntere dazu, Krankheit zu akzeptieren um Kräfte frei zu setzten, die vorher nicht da waren. Und schicke nicht jeden in eine Klinik für Naturheilkunde, sondern versuche im Einzelfall heraus zu finden, was jetzt richtig ist auf dem Weg der Heilung.

Dem Tatort bin ich gar nicht undankbar. Zwar hat er bei einigen unbegründete und auch z.T. große Ängste erzeugt, aber er hat auch viele nützliche Gespräche generiert. Und vielleicht auch den einen oder anderen dazu gebracht sich selber auf den Weg zur Heilung zu bewegen. Denn der erste Schritt Heilung zu erfahren ist der, zu beginnen für sich selber Verantwortung zu übernehmen.

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