Entspannung und Lebensbedingungen
„Ein Entspannungstraining ändert nichts am Fortbestehen gesundheitshemmender Lebensbedingungen.“ Der Satz stammt von Wolfgang Wendlandt und ist seinem Buch „Entspannung im Alltag“ entnommen. Ich finde Sätze, die auf das Offensichtliche hinweisen, das man immer gerne verdrängt, einfach genial.
Hier ist es der immer wieder notwendige Hinweis darauf, dass es nicht reicht sich in die Ecke zu setzten und zu meditieren. Auf Swami Atmas Blog wurde die Tage der alte Witz wiederbelebt, der da lautet: „Sagt eine Frau zur anderen: Mein Sohn hat begonnen zu meditieren. Ich weiß zwar nicht, was das ist. Aber es ist besser als wenn er nur herumsitzt und nichts tut.“
In den letzten Tagen hatte ich mehrere Gespräche mit Leuten, die einen Kurs von mir besuchen möchten. Mich interessiert immer, was die Menschen dazu bringt, sich für einen Yogakurs zu interessieren. Die Antwort der meisten ist, dass sie etwas für ihre Gesundheit oder etwas gegen „den Stress“ tun möchten. Das ist sicher sehr vernünftig und es ist eine originäre Funktion von Yogapraxis „störende Dinge“ im Leben zu beseitigen bzw. zu lernen mit ihnen umzugehen.
Aber, und das wird oft vergessen, es reicht eben nicht einen Kurs zu besuchen und etwas für die Schultern, gegen den Rücken zur Bewältigung von Stress zu tun. So ein Yogakurs ist ein Ort an dem man beginnen kann Dinge zu lernen, die bei körperlichen Problemen Erleichterung bringen. Die eine Erfahrung von Entspannung schenken können, wenn der Alltag ziemlich stressig ist.
Nachhaltig wird so ein Kurs erst, wenn er nicht nur in seiner Laufzeit Entspannung erfahrbar macht, sondern wenn er beginnt die Kraft zu schenken auch etwas im Alltag zu ändern. Yogapraxis ist nie nur das, was in einem Kurs passiert, sondern das was davon mit in den Alltag genommen wird und beginnt etwas zu ändern. Guter Yoga hat immer etwas mit der Änderbarkeit der Lebensbedingungen zu tun.
foto: Freia Willems-Theisen / pixelio.de
In dem Zusammenhang ist für mich der wesentliche Faktor, dass Yoga auf das „hier und jetzt“ zentriert: den Körper, die Empfindungen und Gefühle, die Gedanken. Mehr Ebenen GIBT ES NICHT, auf denen wir Lust und Frust, Glück und Leid, Stress und Entspannung oder was auch immer ERFAHREN können.
Wenn dann mal der Groschen fällt, dass es darum geht, im Hier & Jetzt Wohlbefinden zu kreieren, dann sinkt ganz automatisch die Wertigkeit aller Dinge, die man meinte, unbedingt HABEN zu müssen, um glücklich zu sein.
Auch der Superreiche kann ja z.B. nicht MEHR essen, als bis er satt ist! Wozu sich also dermaßen abstrampeln für mehr Geld? Sobald der Junk-Food vom Gourmet-Menü abgelöst und dieses dann „nix Besonderes“ mehr ist, ist das Ende der Fahnenstange in Sachen Essen bereits erreicht!
Soviele Väter kennen nur die Arbeit und verlieren den Kontakt zu ihren Liebsten – sind dabei gleichwohl der Meinung, sie täten all das „für die Familie“, für die sie aber leider keine Zeit haben.
Absurd – und für jemanden, der ernsthaft Yoga übt, auch wirklich nicht mehr erstrebenswert.