Ein Weg zur eigenen Spiritualität – Ein Beitrag zu Frank Obels Blog-Parade
Wenn Frank Obels vom feel-better-blog zu einer Blog-Parade aufruft: Kontakt zur inneren und geistigen Welt – wozu? … und dann noch so freundlich ist, den Zeitrahmen so wählen, dass es zu meinen Urlaubszeiten passt, dann ist das wohl glückliche Fügung.
Bleibt man nur bei der Überschrift, dann wäre der Beitrag wohl kurz. Um mit einem guten Bekannten zu sprechen. „Yoga und Meditation betreibe ich um Erleuchtung zu erlangen!“ Damit wäre also das Wozu geklärt und ich könnte den Beitrag abschließen. Jedenfalls wäre da nicht das Kleingedruckte. Frank fragt nämlich: „Wo sind die “Praktizierenden”, die mutig genug sind, aus ihrer Sicht mal zu berichten, welche Wirkung sie für sich mit welchen Methoden erzielt haben.„
Dröseln wir das also mal auf. Da ich nicht mein Bekannter bin sage ich nicht so ohne weiteres, dass es mir um Erleuchtung geht. Jedenfalls wenn Erleuchtung etwas wäre, das einen in ca. 15 cm Höhe über den Erdboden schweben lässt oder in seliger Verzückung entrückt jeder weltlichen Wahrnehmung ein diesseitiges Nirwana erleben ließe. Mein Bild von Erleuchtung ist im Namen meines Projektes zu finden. „Im Alltag leben“ ist nicht zufällig gewählt. Die „Erleuchtung“ nach der ich strebe, liegt darin diesen Alltag zu leben. Bewußt, klar, zupackend, achtsam … aber darum nicht weniger spirituell.
In meiner Jugend habe ich zwei Jahre in einem Kloster gelebt. Sicher eine prägende Zeit, aber mein Lebensweg ging dann weg von einem rein geistlichen Leben. Studiert habe ich Naturwissenschaften, Biologie und Geographie. Hängen geblieben bin ich im Laufe des Studiums in der trockenen Wissenschaft und habe mich jahrelang mit zoologisch-systematischen sowie ökologischen Problemen bei Käfern und anderen Insekten beschäftigt, woraus sich mein Brotberuf bis heute entwickelt hat.
Ernste gesundheitliche Probleme brachten dann eine erzwungene Wendung. Irgendwann stellte ich fest, dass ich diese Probleme mit Atementspannung zumindest besser in den Griff bekommen konnte. Eher zufällig hatte ich einen Wochenendkurs besucht und war begeistert. Mit simplen Methoden wurden die Schmerzen geringer. Also habe ich „Entspannung“ gelernt. Atementspannung, Autogenes Training – erst die sogenannte Grundstufe, später auch die Oberstufe. Progressive Muskelentspannung. Alles also „wissenschaftliche“ Methoden, medizinisch erprobt mit der Möglichkeit Evidenzen über die Wirkung anzugeben … schließlich empfand ich mich als Naturwissenschaftler. In diesem Stadium hätte ich „spirituelle“ Methoden weit von mich gewiesen. Yoga, Meditation und solche Dinge hatten für mich zu viel von Esoterik und „unwissenschaftliche“ Erklärungsansätze.
Als ich dann irgendwann Kurse belegte um selber Autogenes Training und Atementspannung unterrichten zu können und mir in den Kopf gesetzt hatte mich als Entspannungspädagoge ausbilden zu lassen, kam eine fast erstaunliche Wendung. Über einen Zeitraum von fast einen halben Jahr habe ich während der Ausbildung täglich mindestens eine Stunde lang nur Autogenes Training geübt, später dann auch Meditation, Atemtechniken und anderes. Aber schon in der „technischen“ Disziplin kam eine erstaunliche Erkenntnis: Wenn man jeden Tag eine Stunde „Entspannung“ übt oder gar 15 Minuten mit „Nichtstun“ vor eine weißen Wand verbringt, dann geht das nicht ohne eine Berührung mit dem inneren Leben.
Da ich, aller Naturwissenschaftlichkeit zum Trotz, auch an eine göttliche Instanz glaube (ganz zufällig war ich nicht im Kloster), die der Grund für alle Existenz ist, stellte ich irgendwann einmal fest, dass es eben nicht nur rational erklärbare Phänomene gibt.
Heute kann ich mit yogischen Begriffen erklären, was ich damals fühlte. Das Göttliche, Brahman, ist das Weite, Unendliche. „Es wohnt in allem und außerhalb von allem“ sagt die Mundaka-Upanischad, ein uralter Quelltext des Yoga. Und wenn man sitzt und meditiert und die Meditation beginnt zu gelingen, dann kommt über kurz oder lang die Erkenntnis, dass man selber ein Stück dieser Weite ist. Die Yogis sagen Atman und meinen den Teil von Brahman, den man selber ist.
Es war und ist nur eine Ahnung, die ich von dieser Erkenntnis habe. Aber das Gefühl, dass man in der Übung von Meditation und Entspannung diese Ahnung verfestigt, war der Grund weiter zu machen. Die Scheu vor Spiritualität verlor sich. Als ich meine Lehrerin traf wurde mir klar, dass mein Weg nur sein konnte, Yoga zu lernen. Erst später wurde mir deutlich bewußt, dass mit Yoga auch Körperübungen, eine Unmenge verschiedener Schulen und Auffassungen und eine ganze Yogaindustrie verbunden sind.
Heute finde ich die Dinge, die ich für meinen „Entspannungspädagogen“ gelernt habe, im Yoga wieder. Aber im Yoga gibt es einen kompletten Hintergrund und theoretischen Überbau dazu. Yoga ist (Lebens-) Philosophie, Ziel und Weg gleichermaßen. Das Praktizieren kann mich in die Ruhe bringen. Manchmal gibt es Erklärungen für die Dinge, man beim Praktizieren erlebt, oft finden sich gute praktische Tipps wie man mit den Dingen umgehen kann. „Manchmal“ darum, weil ich selber immer lerne und gerade erst dabei bin, die Quellentexte für mich zu entdecken … ansonsten bin ich tief davon überzeugt, dass sich in wenigstens 3.000 Jahre Yoga – einige Quellen sind da noch weitaus großzügiger mit den Jahreszahlen – jedes denkbare menschliche Problem schon behandelt worden ist.
Der Weg ist erstaunlich unspektakulär, alltagstauglich, hilft bei vielen Problemen körperlicher und geistiger Art, kann und muß individuell gestaltet werden und ist dem Wesen nach völlig undogmatisch … und sehr spannend. Aber man muß ihn gehen. Schritt für Schritt. Darum ist der Yogaweg, so wie ich ihn verstehe, kaum massentauglich. Jede neue Erkenntnis führt zu neuen Fragen, neuen Aufgaben. Der Weg ist nicht zu Ende. Höchstens vielleicht wenn die Erleuchtung erreicht ist. Bis dahin habe ich allerdings noch viel Luft für viele spannende Wege bei denen ich den Alltag immer besser zu leben erhoffe.
Eigentlich wollte ich mich an Blog-Paraden und ähnlichen Aktionen nicht mehr unbedingt beteiligen, weil sie viele „leere“ Links erzeugen, die auf Dauer eher hinderlich denn fördernd sind. Was nützen letztlich Links von irgendwelchen Seiten, die thematisch nichts mit diesem Blog zu tun haben? Hier ist es das Thema und vor allem der Kreis der Teilnehmer, die sich angesprochen fühlen werden, die mich zur Teilnahme bewegen. Ich hoffe noch auf interessante weitere Teilnehmer dieser Blog-Parade.
fotos: Liliacu; Ulla Trampert; psychodoc; Dieter Kreikemeier / pixelio.de
Moin Bettina,
Yoga in erster Linie keine Übung des Körpers, sondern des Geistes. Das kann man durchaus im Laufen.
Viele Grüße
Bernd
Toller Beitrag- Sehr schön geschrieben! Mehr davon…;)
@Bernd: Wie kann man während man läuft Yoga praktizieren? Das würd mich ja jetzt mal interessieren…
Lieben Gruß Bettina
Na Helen, da würde ich nicht sehr lange drüber nachdenken. Yoga kann man auch beim Laufen praktizieren 🙂 Viele Grüße, Bernd
Vielen Dank für den Beitrag. Sehr bereichernd. Ein Grund mehr für mich, doch noch darüber nachzudenken, ob ich statt nur Laufen doch mal eher Yoga machen sollte.
danke für die spirituellen weisheiten und die offenen herzen. die straße zu gott wird immer breiter.
alles liebe sylvia
Vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag. In jedem Fall eine Empfehlung.
Namasté!
Ich lass mal nen netten Gruss und eine Einladung in den „LebensSchlüssel – das Forum für bewusste Realitätsgestaltung“ hier ;0)
Möge das Licht alle Zeit auf eurem Wege tanzen!
Liebe grüsse
Ana`i
Wie heißt es so schön, auf die Größe kommt es nicht an, sondern darauf, was man draus macht. Wenn man mit solchen Aktionen Links von – sagen wir mal – Autotuningseiten generiert, dann haben sie ihren Zweck nur in zweiter Linie erfüllt. Es sei denn es gibt spirituelles oder ein Feng Shui des Autotuning, was ich aber bislang noch nicht gehört habe 🙂
Viele Grüße
Bernd
Hallo Bernd,
ein supertoller Beitrag, hab vielen Dank dafür.
Sehr interessant!!!!
Wie Du siehst, hat meine Blogparade die Chance, diejenige mit den wenigsten Teilnehmern zu werden. Aber die Inhalte eines jeden Beitrags sind sensationell und so freue ich mich einmal mehr, diese Aktion ins Leben gerufen zu haben.
🙂